Die Woche im Rückspiegel betrachtet

Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, über die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestolpert bin.

Von Lars Schall

Geneigte Leserin, geneigter Leser,

willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf Geschichten und Veröffentlichungen zu 10 Themenbereichen präsentieren, die mir im Laufe der jeweils vorangegangenen Woche als wie auch immer beachtenswert auffielen.

Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…

TOP 10-LINKS DER WOCHE

Auf Platz 10 geht in Sachen iPhone ohne Taiwan, China und Süd-Korea rein gar nichts – wie hier schön anschaulich gemacht wird.

Auf Platz 9 besteht die Frage, ob die Welt für die neueste Entwicklung auf dem Gebiet der Computertechnologie bereit ist, und auf diese Frage stoßen Sie hier.

Auf Platz 8 dreht sich das Fragekarussell weiter, und zwar mit der Frage, wer eigentlich genau den Medien misstraut – siehe hier.

Ein Mann, der Medienorganen und -schaffenden ein gesundes Maß Skepsis entgegenbringt, ist Ulrich Teusch, dem Sie hier und hier (mit Audio am Ende des Artikels) Ihre Aufmerksamkeit schenken können.

Die AfD hat derweilen mal eine gar nicht so schlechte Idee auf Lager, und diese ploppt Ihnen hier entgegen.

Auf Platz 7 folgen ein paar Gedanken zu Wirtschaft und Finanzen, namentlich:  “Eye on Social Mood: Stock Market Bubble Will Pop, Social Mood Will Get Extremely Ugly”, von Mike „Mish“ Shedlock.

Ein Blick hierauf könnte sich auch lohnen: “Google and Amazon Vie for Big Inroad Into Wall Street Data Trove“.

Im Goldbereich tut sich indes auf Zentralbankenseiten Ungewöhnliches – wovon sich hier überzeugen könnten.

Um das Gold, das chinesische Banken halten, oder genauer: zu welchen Zwecken sie das tun, dreht es sich hier bei Koos Jansen.

Sein Kollege Ronan Manly berichtet, dass der Internationale Währungsfonds das Gegenteil von Transparenz verfolgt, so es um seine Goldverkäufe geht. Vielmehr ist Verschleierung und das Zurückhalten von Dokumenten Programm. Lesen Sie dazu hier, „IMF Gold Sales — Where ‚Transparency‘ Means ‚Secrecy'“.

Auf Platz 6 schwappt uns erstmals der 11. September entgegen. In diesem Fall der 11. September 1973 in Chile. In diesem Zusammenhang empfehle ich Ihnen einen Sprung auf diese Website hier.

Auf Platz 5 vermag das Königreich Saudi-Arabien zwar seine Arbeiter nicht bezahlen, betreibt aber munter nach wie vor Krieg im Jemen – worüber Sie hier bei Robert Fisk lesen.

Auf Platz 4 kommt uns Craig Murray unter. Zu dem Mann las ich zunächst dies hier, um dann wenige Tage darauf dieses hier zu lesen.

Mit Herrn Murray sind wir beim nunmehr 15 Jahre währenden “Krieg gegen den Terror” angelangt. An einer Hauptfront des Krieges, in Afghanistan, sieht es für Anhänger der Taliban ausgesprochen gut aus. Die Nachrichten „zur gegenwärtigen Lage in Afghanistan“ seien dagegen alles andere als gut aus westlicher Sicht, vernahm ich hier. Die Milizen der Taliban “erobern Distrikt um Distrikt, berichtet die Publikation Long War Journal seit Wochen. In der Provinz Helmand tut sich die afghanische Armee trotz Unterstützung durch US-Militärs schwer, den Vormarsch aufzuhalten. Kürzliche militärische Erfolge der Taliban im Osten ergänzen Berichte über eine Krise in Kunduz und den Versuch der Taliban, eine bedeutende Versorgungsstrecke zwischen dem Norden und Kabul (‘North-South Highway‘) unter Kontrolle zu bekommen.“

Den Rückblick auf 9/11 beginnen wir hiermit:

Looking at 9/11 in the Context of the Wall Street Bailout of 2008”;

setzen ihn hiermit fort:

We’re the Only Plane in the Sky”,

und verweilen sodann ein wenig bei James Corbett, nämlich hier.

Beim 15. Jahrestag von 9/11 sticht einem auch „15 YEARS LATER: ON THE PHYSICS OF HIGH-RISE BUILDING COLLAPSES“ ins Auge, denn wenn sogar der Stern den Aufsatz (auf seine Art) referiert, muss ungeachtet des Inhalts oder des Stellenwertes der Einstürze etwas entscheidend Neues passiert sein.

Die Autoren mögen „Truther“ darstellen und deswegen nicht so ganz ernst zu nehmen sein; aber warum bricht die Redaktion der European Physical Society den 15 Jahre haltenden Schulterschluß mit den Dogmen einer amerikanischen Institution, die seit dem 11.09. unerschütterlich die physischen Beweise hütet, mit denen die „Public Presumption“  von May/Zelikow (als Autoren des Berichts der 911-Kommission) ebenso notbeatmet wird wie seit Jahren die Legenden der Roberta Wohlstetter über Pearl Harbor?

Dabei handelt es sich um einen europäisch-amerikanischen Bruch, als würden die EUrokraten plötzlich den Tisch der Verhandlungen über TTIP umstürzen oder die NATO-Mitglieder den USA zu verstehen geben, dass die Ausrufung des Bündnisfalls nach Art. 5 mitsamt seinen bis heute nicht zurückgenommenen Maßnahmen auf falschen Annahmen (und sogar Täuschung) beruhen.

Zum Nexus 9/11 und Medien dünkt mich diese Rückblende hier recht passend zu sein. Nach dem 11.09. hat tatsächlich die epochale Trennung von Mainstream, d.h. Medien in privatem oder staatlichem Eigentum, und Internet (in Streubesitz) begonnen.

Im Zusammenhang mit dem 9/11-Massenmord ist einiges an Beweismaterial vernichtet worden, worauf anschließend hier ein Auge geworfen werden sollte.

Am 30. August unterzeichnete POTUS Obama ein Dokument, das den Ausnahmezustand, unter dem die USA seit 9/11 kontinuierlich stehen, um ein weiteres Jahr verlängert. Die Schlüsselpassage besagt: “Die terroristische Gefahr, die zu der Erklärung vom 14. September 2001 geführt hat, den nationalen Ausnahmezustand auszurufen, hält an. Aus diesem Grund habe ich entschieden, dass es notwendig ist, den Ausnahmezustand auch nach dem 14. September 2016 beizubehalten.”

Siehe dazu hier.

Über Hintergründe des Ausnahmezustands informiert Sie hier Peter Dale Scott unter “Dick Cheney, John Yoo, and COG on 9/11”.

Der “War on Terror” ist ja eng mit Folterpraktiken verbunden, und zur Untersuchung des CIA-Folterprogramms sowie zum Umgang damit seitens der CIA hat der “Guardian“ hier ein paar bemerkenswerte Details für Sie.

Auf Platz 3 unterhält sich John Batchelor mit Stephen F. Cohen einmal mehr über den “fröhlichen Marsch Richtung Weltkrieg 3“ mit so ziemlich allem Zipp und Zapp. Das Ergebnis, “G-20 Stare Down in the New Cold War“ genannt, können Sie Ihren Ohren hier kredenzen.

Auf Platz 2 zeigt sich “das Undenkbare“ zurück auf der Bühne.

Der Begriff “das Undenkbare“ spielt eine gewisse Rolle in einem Buch von Graeme MacQueen, dem Gründungsdirektor des Zentrums für Friedensforschung an der McMaster University in Kanada. MacQueen stieß wiederholt auf den Begriff im Kontext seiner Recherchen zu den Anthrax-Attacken vom Herbst 2001 in den USA.

Lassen wir uns den Begriff kurzerhand von ihm erklären…

Lars Schall: Sie schließen Ihr Buch mit dem Kapitel „The Unthinkable“. Was meinen Sie damit?

Graeme MacQueen: Das ist, wie ein Teil der Untersuchung fortschritt. Ich bemerkte, als ich die Zeitungen der Zeit durchlas – d.h. die Zeitungen, die von den Anthrax-Anschlägen im Herbst 2001 berichteten –, dass der Begriff “The Unthinkable” („Das Undenkbare“) immer wieder hochkam. Die Leute würden sagen, ist es wirklich wahr, dass das Undenkbare in den Vereinigten Staaten passiert? Oder sie würden sagen, es scheint, als ob ein Biowaffen-Angriff geschieht, wir müssen jetzt das Undenkbare denken. Wenn Sie auf ein oder zwei Referenzen dieser Art stoßen, ist das keine große Sache, aber ich stieß darauf immer und immer wieder. Und es waren nicht nur Journalisten, denn natürlich borgen Journalisten von anderen Journalisten. Wenn es nur Journalisten gewesen wären, könnte man sagen, na ja, der Kerl in der New York Times mag, wie die Washington Post das ausdrückte, so dass er sich das auf gewisse Weise ausgeliehen hat. Aber so einfach war das nicht. Es gab auch Wissenschaftler und Regierungsvertreter, jeder schien in den Chor einzustimmen. Also dachte ich, ich sollte da ein wenig näher hinschauen.

Mir war klar, dass der Begriff „das Undenkbare“ seit Jahrzehnten unter denen, die mit Atomwaffen beschäftigt sind, eine Art Codewort war. Es wurde lange Zeit verwendet, es bezeichnet die nukleare Kriegsführung – das Undenkbare. Diese Verwendung des Begriffs wurde vermutlich, soweit ich weiß, von Herman Kahn eingeführt, ein amerikanischer strategischer Denker, der Spieltheorie und so weiter verwendete, um herauszufinden, wie die USA dieses Spiel am besten und fruchtbarsten mit der Sowjetunion spielen konnten.

Lars Schall: Ist er nicht das ursprüngliche Vorbild für „Dr. Strangelove“ gewesen?

Graeme MacQueen: Er könnte es durchaus sein! (lacht.) Es gibt eine Reihe von Menschen, von denen das behauptet wurde, darunter Henry Kissinger. Aber Kahn war sicherlich in mancherlei Hinsicht eine ziemlich schreckliche Figur. Wie auch immer, er schrieb ein Buch, “Thinking about the Unthinkable” (“Das Undenkbare denken“). Und von diesem Zeitpunkt an benutzten alle Arten von Leuten diesen Begriff, um sich auf die nukleare Kriegsführung zu beziehen. Also dachte ich, nun, das ist ja interessant – sie benutzen ihn jetzt, um sich auf einen Biowaffenangriff zu beziehen. Gibt es eine tiefere Bedeutung hier, ist das wichtig? Bis heute bin ich nicht sicher, was die Antwort darauf ist, dies ist ein relativ spekulatives Kapitel, aber ich fand eine Reihe von Dingen heraus, die mich interessierten.

Zunächst einmal wies George Bush im Jahre 2001 den ABM-Vertrag zurück – damit meine ich, er gab Russland Warnung, dass die USA im Begriff seien, sich einseitig aus diesem extrem wichtigen Vertrag zurückzuziehen. In der Rede, die er am 1. Mai 2001 gab – das ist Monate vor den Anthrax-Anschlägen –, sagte er, der Kalte Krieg sei vorbei. Vergessen Sie den Kampf zwischen den USA und der Sowjetunion, die Sowjetunion war eine schreckliche böse Sache, natürlich, aber sie ist weg, wir müssen uns darüber keine Gedanken mehr machen, Atomwaffen sind keine wirklich große Bedrohung für die USA mehr, die große Gefahr ist die des Terrorismus und der Schurkenstaaten, die im Besitz von Massenvernichtungswaffen sind. In diesem Zusammenhang gibt er in Wirklichkeit eine öffentliche Bekanntgabe ab, dass wir den globalen Konfliktrahmen ändern werden – die Rahmenbedingungen, die im Wesentlichen die gesamte Menschheit teilen werden. Jahrzehntelang war es der Kalte Krieg gewesen, und jetzt wird es ein neuer sein. Er nannte ihn nicht den „Global War on Terror“, aber er gab uns eine Warnung, dass es so kommen würde. Dies ist ein paar Monate vor den Anschlägen vom Herbst – 9/11 ist noch nicht geschehen, die Anthrax-Angriffe sind noch nicht geschehen –, aber dies sind die neuen Gefahren, sagte er, und als er die neuen Gefahren beschrieb, sagte er, dass wir „das Undenkbare überdenken“ müssten – worüber ich dachte, dass das eine interessante Wendung war. Das Undenkbare war zuvor der Atomkrieg gewesen, und jetzt müssen wir es überdenken – jetzt also ist das Undenkbare der Terrorismus und die Schurkenstaaten mit Massenvernichtungswaffen.

Dann geschieht 9/11, was angeblich Terrorismus war, und die Anthrax-Anschläge geschehen, worüber zunächst gesagt wurde, dass es sich um einen Angriff mit einer Massenvernichtungswaffe durch einen Schurkenstaat handelte, nämlich durch den Irak – wie interessant. Und dann haben wir all diese Journalisten und Führungskräfte und alle sprechen darüber, oh, das Undenkbare ist da, das Undenkbare ist geschehen! Zu allem Überfluss haben wir dann einen Brief, der im September an NBC gesendet wurde. Es war Teil dieser generellen Sache, die wir die Anthrax-Anschläge nennen, auch wenn das Pulver in dem Brief gefälscht war. Aus Gründen, die ich in meinem Buch angebe, glaube ich, dass dies ein Teil der Anthrax-Anschläge war. Und dieser Brief beginnt mit den Worten: “THE UNTHINKABEL”. (3) Es stand da in großen Druckbuchstaben und war falsch geschrieben, als ob ein Analphabet von einem radikalen muslimischen Extremisten das geschrieben hätte. Hier haben wir also die Anthrax-Anschläge, ein Brief wird an die Massenmedien geschickt, und der sagt, das Undenkbare ist eingetroffen, und wir haben George Bush, der einige Monate zuvor warnt, wir müssten „das Undenkbare überdenken“, und wir haben alles diese Journalisten und Regierungschefs, die über das Undenkbare reden.

Es kam mir der Gedanke, dass dieser Ausdruck „das Undenkbare“ vielleicht, nur vielleicht ein Teil des Diskurses oder der Rhetorik des neuen globalen Konfliktrahmens sein könnte, dass uns hier eine Botschaft gegeben wird. Uns wird gesagt, dass das, was nicht gedacht werden konnte, dass das, was so böse ist, dass unser armer kleiner gewöhnlich-demokratischer westlicher Verstand es nicht zu begreifen vermag – es handelte sich dabei um einen Atomkrieg, aber jetzt ist da dieses Umschalten, jetzt sind diese gefährlichen muslimischen Kerle das ultimative Böse, sie sind unsere Feinde in diesem „Global War on Terror“. Sie haben keine Atomwaffen, aber sie werden das Nächstbeste verwenden, das sie haben, biologische und chemische Waffen – und jetzt ist also dies das Undenkbare. Dies ist für unseren armen kleinen humanen und rationalen westlichen Verstand nicht zu begreifen, es liegt jenseits von uns, und so nennen wir es das Undenkbare. Wir müssen uns in die Arme unserer Regierungen werfen, damit sie uns vor diesem schrecklichen Bösen schützen. Ich denke, dies ist, was vor sich geht. Wie ich schon sagte, gibt es bei meiner Interpretation hier gewisse Spekulationen, aber ich gebe die Beweise dafür an und die Leute können daraus für sich machen, was sie wollen.

Das ganze Interview könnten Sie hier lesen bzw. auch hören.

Lange Rede, kurzer Sinn: wie komme ich darauf? Nun, ich bewegte mich letztens auf der Website der Rand Corporation, und dort wurde ein Papier angeboten, welches als Thema verhieß: “War with China – Thinking Through the Unthinkable“.

Falls Sie “das Undenkbare“ mit durchdenken möchten, sind Sie hier richtig.

China, den etwaigen Gegner beim “Undenkbaren“, nimmt Pepe Escobar hier im Zeichen des G20-Treffens ins Visier.

Und auf Platz 1 investiert der Militärisch-Industrielle Komplex der USA in den Neuen Kalten Krieg, was Jonathan Marshall hier aufbereitet.

Dass der Militarismus eine buchstäbliche Dreckschleuderangelegenheit ist, daran erinnert hier Ann Wright, während Christopher Simpson und Kathy Kelly hier beim “Talk Nation Radio“ über Medien, Krieg, Frieden und Imperialismus Rede und Antwort stehen.

Zuletzt noch das Musikstück der Woche: DEPECHE MODE – Enjoy The Silence (WTC-Video).

Come crashing in

Into my little world.

Painful to me,

Pierce right through me…

In dem Sinne, ganz der Ihre,

Lars Schall.

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