Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, über die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestolpert bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf Geschichten und Veröffentlichungen zu 10 Themenbereichen präsentieren, die mir im Laufe der jeweils vorangegangenen Woche als wie auch immer beachtenswert auffielen.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 ist deutlich abzusehen, dass Privatunternehmen, die Schürfrechte für Ressourcen im Weltall erlangen wollen, dem Kleinstaat Luxemburg vermehrtes Interesse entgegenbringen werden – wie Sie hier und hier vor Augen geführt bekommen.
Auf Platz 9 vermag es zwar kaum zu überraschen, dass die Ursprünge der jährlichen Gipfeltreffen der G7 bei der Trilateralen Kommission zu finden sind; dennoch ist es angenehm, diese Tatsache anhand einer Aussage von Zbigniew Brzezinski einmal eindeutig belegen zu können.
Während eines 1989 ausgestrahlten Fernsehinterviews, das ich mir dieser Tage ansah, erklärte Brzezinski zu seiner Rolle in der Trilateralen Kommission: “Nicht nur habe ich sie geleitet, ich habe geholfen, sie mit David Rockefeller zu gründen und zu organisieren.“ Die Aufgabe der Organisation bestünde darin, “engere Kontakte“ zwischen Nord-Amerika, West-Europa und Japan “zu fördern“, und ihre Mitglieder seien Privatleute, “die in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft Führungskräfte sind.“ Der Vorschlag, jährliche Gipfeltreffen der sieben führenden Industrienationen abzuhalten, auch als “G7“ bezeichnet, “war eine Idee, die bei uns in der Trilateralen Kommission entstand.“ Die Gruppe agiere öffentlich und man verstecke nicht, dass es sich bei ihren Mitgliedern um “einflussreiche Menschen“ handele. “Im Gegenteil, wir wollen aus den drei Regionen bewusst einflussreiche Menschen, die versuchen, den Problemen der drei Regionen durch Diskussionen, Studien und Interessensvertretungen zu begegnen.“
Das gesamte TV-Interview mit Brzezinski können Sie hier aufrufen.
Auf Platz 8 freut es mich, Sie auf eine Doktorarbeit hinweisen zu dürfen, welche aus der Feder von NSA-Whistleblower Thomas Drake stammt. Sie trägt den Titel “Eyewitness to History in Devolution of Democracy and Constitution” – und wäre hier aufzufinden.
Der US-Geheimdienst-Apparat nimmt zunehmend die eigenen Leute unter die Lupe, um das Auftreten von Informationslecks durch Whisteblower möglichst zu minimieren, wie der Ex-CIA-Angestellte Philip Giraldi hier unter der Überschrift “Feds Deploy Massive ‘Pre-Crime’ Dragnet on Millions of Americans” vorbringt.
Danach wird vor der eigenen Haustüre gekehrt, wenn hier zu lesen ist, dass der “lückenlose Ausbau des Überwachungsstaates“ in D-land als “so gut wie abgeschlossen“ gelten darf.
Auf Platz 7 hält es der German Marshall Fund of the United States für angebracht, sich mit prominenten Neocons zusammenzutun. Anlass: es gilt die US-Demokratie vor “ausländischer Einmischung“ zu retten – siehe hier, hier und hier.
Rupert Murdochs “Wall Street Journal“ geht auf Distanz zu POTUS Trump vis-à-vis “Russiagate“ – was hier kommentiert wird.
Wie “Russiagate“ aus russischer Perspektive anmuten mag, vermittelt Ihnen Matt Taibbi an dieser Stelle hier.
Auf Platz 6 geht in der von russischen Energieprodukten abhängigen EU eine große Sorge um: “Amerika könnte demnächst wohl alle Unternehmen mit Sanktionen belegen, die helfen, russische Gas- und Ölpipelines zu bauen, zu betreiben oder auch nur zu warten.“ Wieso? Bitte hier entlang. Und hier lesen Sie in diesem Zusammenhang, dass der US-Ölproduktionsausrüstungskonzern Schlumberger “indes unverdrossen seine Position in Russland ausbaut“, indem er sich anschickt, den dortigen Marktführer Eurasia Drilling Co Ltd (EDC) zu übernehmen.
Art Berman stellt hier die Schätzung an, dass das Permische Becken rund 3.7 Milliarden Barrel Öl beherbergen dürfte – was große Zweifel an gewissen “Energie-Dominanz“-Ambitionen aufwirft, die von Team Trump gehegt werden.
Die Investoren der US-Frackingindustrie zeigen sich zunehmend ungeduldig angesichts eines weiterhin schwachen Ölpreises, und in dieser Situation geraten die Schulden der US-Schieferölunternehmen in den Blickpunkt. Letzteren ist bewusst, dass eine Drosselung des Produktionswachstums gut für den Ölpreis wäre; da jedoch die Schulden bedient werden müssen, die sie aufgenommen haben, können sie sich solch einen Schritt kaum leisten – wie wir hier mitgeteilt bekommen.
Die Auswirkungen des schwachen Ölpreises auf Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Oman, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate fasst man hier in Worte und Zahlen.
Wie Sie eventuell wissen, werden Plastikprodukte aus Kohlenwasserstoffen hergestellt, sprich aus Erdöl. Was passierte nun, würde man den gesamten Plastikmüll der Welt, der seit den 1950er Jahren entstand, über Manhattan auskippen? Antwort: Es würde zwei Meilen tief (also circa 3.2 Kilometer) darunter versinken. Machen Sie sich dementsprechend hier auf viel Plastik gefasst.
Auf Platz 5 spielen wir ein Kapital- und Wirtschafts-Quintett, bestehend aus:
“If Cohn bolts to the Fed, it would signal Goldman Sachs giving up on Trump, says ex-Fed official”,
“The Challenges to Putting Bankers Behind Bars”,
und:
“Are You Ready to Consider that Capitalism is the Real Problem?”
Ein Artikel-Trio zu den Handelsgesprächen zwischen den USA und der VR China gibt es hinterdrein, als da wäre:
“US and China talks in Washington end in deadlock as threat of trade war rises”,
“US-China honeymoon clearly over as dialogue runs aground”,
und:
“U.S. toughens stance on foreign deals in blow to China’s buying spree”.
Außerdem vernehmen wir über den US-Bundeshaushalt, dass in den Jahren 2017 bis 2027 die Ausgaben wahrscheinlich schneller wachsen werden als die Einnahmen, “wodurch die Schulden größer werden“, die ohnehin schon auf dem Bund lasten, während das “Wachstum des realen BIP … über das kommende Jahrzehnt bescheiden“ ausfällt. Davon geht jedenfalls das Congressional Budget Office (CBO) aus.
Nachdem das Defizit zwischen Ausgaben und Einnahmen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen 2009 und 2015 gesunken war, stieg es 2016 “signifikant“ an – “und dürfte dies auch im Jahr 2017 wieder tun“, heißt es vom CBO. Für nächstes Jahr prognostiziert man einen “Dip“, bevor das Defizit “seinen Aufwärtsentwicklungsverlauf über den Rest des Projektionszeitraums fortsetzen wird“. Das Defizit in diesem Jahr schätzt das CBO auf 693 Milliarden Dollar, was gegenüber dem Vorjahr einem Zuwachs von 109 Milliarden Dollar entspräche. Ab 2022 könnten die roten Zahlen pro Jahr bis in den Billionen-Dollar-Bereich gehen, im Jahr 2027 steht eine Annäherung an die Marke von 1.5 Billionen Dollar in Aussicht, und insgesamt werde der Schuldenstand im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt “in den folgenden Jahren stetig steigen“, so das CBO.
Mehr dazu hier.
Auf Platz 4 sehen wir uns im “Greater Middle East“ um, wozu wir folgende Stationen einlegen:
– Katar:
“Qatar: UAE Media Hacking a Violation of International Law”, und:
“Can Washington Prevent The Death Of The Gulf States?”
– Iran:
“Iran Dominates in Iraq After U.S. ‘Handed the Country Over’”, und:
“U.S. puts new sanctions on Iran over ballistic missile program”.
– Afghanistan:
“Bannon & Kushner Want to Outsource Afghanistan to Mercenaries”.
– Syrien:
“Donald Trump drops CIA programme in Syria ‚in bid to improve Russia ties‚”,
“Trump reportedly to end CIA support for ‘moderate’ rebels in Syria”,
“America Had Already LostIts Covert War in Syria—Now It’s Official”,
“How Syria Divides the Left: An Interview With Middle East Scholar Stephen Zunes”, und:
“The New Silk Road will go through Syria”.
Auf Platz 3 macht uns Nafeez Ahmed hier im Detail mit einer neuen Studie bekannt, welche am U.S. Army War College unter dem Titel “At Our Own Peril: DoD Risk Assessment in a Post-Primacy World” erschien und besagt, dass die internationale Ordnung, die von den USA und ihren Verbündeten nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt wurde, nicht nur “ausfranst“, sondern gar “kollabieren“ könnte. Den Autoren zufolge büßen die USA ihre internationale “Vorrangstellung“ ein und sie fordern als Gegenrezept dazu auf, “in mehr Überwachung, bessere Propaganda durch ‘strategische Manipulation’ der öffentlichen Meinung, und ein ‘breiteres und flexibleres‘ US-Militär zu investieren.“
Auf Platz 2 erklärt uns Ronan Manly hier, weshalb die Warenterminbörse COMEX in New York City viel mit Papier-Gold und nur wenig mit Real-Gold zu tun hat, und wie das wiederrum mit der Möglichkeit in Verbindung steht, den Goldpreis manipulieren zu können.
An der Goldbörse, die in Shanghai entstanden ist, mischt nunmehr die größte Bank Russlands mit, siehe hier, und darüber hinaus könnte sich ein Zusammenschluss zwischen zwei der größten chinesischen Edelmetallproduzenten ergeben, China Minmetals Corp. und China National Gold Group, siehe hier.
Und auf Platz 1 nimmt Joseph Cannon hier Peter Dale Scott vor Verwechslungen in Schutz, ehe Thomas Frank („What’s the matter with Kansas?“) hier den US-Medien-Feldzug gegen POTUS Trump als so ziemlich zum Scheitern verurteilt erachtet, auch wenn er anderes hofft, unterdessen Jonathan Marshall hier den Anti-Medien-Feldzug der politischen Rechten in den USA nachzeichnet.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: MORRISSEY – The Loop.
So one day, if you’re bored
By all means call me
Because you can do
But you might not get through, honey…
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.