Jede Woche am Sonntag stelle ich eine Auslese der zehn bemerkenswertesten Geschichten und Veröffentlichungen vor, über die ich bei meinen Streifzügen durch die Tiefen und Weiten des weltumspannenden Informationsnetzes gestolpert bin.
Von Lars Schall
Geneigte Leserin, geneigter Leser,
willkommen bei Die Woche im Rückspiegel betrachtet. Mit diesem Format möchte ich Ihnen immer wieder des Sonntags im Schnelldurchlauf Geschichten und Veröffentlichungen zu 10 Themenbereichen präsentieren, die mir im Laufe der jeweils vorangegangenen Woche als wie auch immer beachtenswert auffielen.
Und damit ohne weiteren Aufhebens zu den…
TOP 10-LINKS DER WOCHE
Auf Platz 10 entwendet die biologische Wissenschaft dem Rassismus ein Lieblingsspielzeug – was Ihnen hier und hier unterbreitet werden soll.
Und da wir schon beim Rassismus sind: Für gewisse Buchrecherchen benötige ich immer wieder Bücher. Überwiegend handelt es sich dabei um englischsprachige Bücher, die nicht ins Deutsche übersetzt werden (warum auch immer). Eine Ausnahme der Regel bildet ein Buch von Michelle Alexander, wie ich jetzt angenehm überrascht feststellte, namentlich ihr Werk „The New Jim Crow“. Umgehend habe ich die deutsche Übersetzung vor drei Tagen bei der Buchhändlerin meines Vertrauens bestellt. Worum es in Alexanders Buch geht, stellt Ihnen Vera Linß hier vor.
Die Tatsache, dass wichtige Bücher aus den USA entweder überhaupt nicht oder nur sehr viel später in deutscher Sprache veröffentlicht werden, spielt eine Rolle in einem aktuellen Aufsatz von Götz Aly, “Wie deutsche Historiker und Verlage die Übersetzung von Raul Hilbergs Buch ‘The Destruction of the European Jews‘ behinderten“, zu dem zusätzlich hier ein Interview erschien.
Auf Platz 9 hegt Sonderermittler Robert Mueller, der diese Woche in der Affäre um eine mutmaßliche Einflussnahme Russlands auf den US-Präsidentschaftswahlkampf die ersten Anklageerhebungen bewilligt bekommen haben soll, hier Interesse an der Tatsache, dass die Podesta Group für Paul Manafort arbeitete, als es darum ging, das Image der Ukraine unter Victor Janukowitsch im Westen aufzupolieren. (Siehe dazu auch diese ältere AP-Story hier.)
Zum sogenannten “Trump- bzw. Steele-Dossier“ gibt es ebenfalls Neues, wovon Sie sich hier, hier, hier und hier überzeugen können.
Auf Platz 8 beziehen die USA derzeit deutlich mehr Rohöl aus dem Irak als aus Saudi-Arabien – siehe hier.
Auf Platz 7 rangiert hier ein Interview mit Gerhart Baum in Sachen Freiheitsrechte und Überwachung.
Auf Platz 6 rät man uns hier, die “existenzielle Bedrohung“, die von Künstlicher Intelligenz ausgehen könnte, ernst zu nehmen.
Auf Platz 5 picke ich aus dem reichen Angebot an Berichten zur Freigabe bislang geheimer Akten zur Ermordung von John F. Kennedy dies hier und dies hier für Sie heraus.
Auf Platz 4 fragen wir uns zunächst zusammen mit Bill Mitchell hier anhand eines Berichts des Corporate Europe Observatory (CEO), wie “unabhängig“ denn eigentlich die Europäische Zentralbank ist. (Antwort: sie ist “unabhängig“ von allem und jedem – nur nicht vom Finanzsektor.)
Danach bleiben wir dem Thema Finanzen treu, indem wir uns folgende Veröffentlichungen anschauen:
“Will Trump Oversee the Financial Apocalypse?“;
“Here it Comes: The Longest Streak Ever Without a 3% Correction”;
“Comparison of Systemic Risk in China, US, Eurozone: Systemic Risk is Everywhere”;
und:
“‘Minsky Moment‘ Hangs Over World Swimming in Debt”.
Auf Platz 3 wenden wir uns der Volksrepublik China zu, und dies mit:
“Gold-Backed Petro-Yuan Silliness: Reserve Currency Curse?”;
“How Effective Is CCP Propaganda?”;
“In Offering No 2022 Successor to Xi Jinping, China Has Broken With Tradition”;
“Xi’s thought enshrined in CPC Constitution”;
“Chinese market braces for Xi’s policy steps following congress”;
“Times’ Red Century omits Great Leap Forward”;
“As Trump turns his back on the world, the stage is set for President Xi”;
“Xi’s road map to the Chinese Dream”;
“China’s trillion-dollar plan for world domination splits pollies”;
“Here’s why China is buying up assets in Australia”;
und:
“Big data meets Big Brother as China moves to rate its citizens”.
Auf Platz 2 schickt sich das Pentagon an, seine B-52’s unter eine Alarmbereitschaft zu stellen, die es seit Anfang der 1990er Jahre nicht gab – worüber Sie hier und hier informiert werden.
Wenn es um Nord-Korea geht, sollte man POTUS Trump beim Wort nehmen, legt man uns hier nahe, wohingegen hier von einem “inakzeptablen Kriegsrisiko“ gesprochen wird.
Und auf Platz 1 marschieren Truppen der USA und Kanadas nach einem Terrorangriff auf New York City in West-Afrika ein – lassen Sie es sich hier (samt und sonders Kommentar von Jan Oberg) erklären.
Außerdem kündigte CIA-Leiter Mike Pompeo an, seine Behörde werde unter POTUS Trump “viel bösartiger“ werden, und hier erfahren Sie, wie das wohl gemeint ist. Die Jagd auf Taliban-Angehörige in Afghanistan weitet die CIA jedenfalls schon einmal aus, wie Sie hier und hier erfahren.
Einige Ex-Angestellte der CIA wollen auch jagen gehen, aber in der Heimat, und dies nach Wahlstimmen. Mehr dazu hier.
Die USA stecken in “unendlichen Kriegen“, und diese zeitlich unbegrenzten Feldzüge thematisiert man hier und hier.
Ein Experte in Sachen Krieg, der frühere U.S. Army Colonel Larry Wilkerson, hielt im August diesen Jahres eine beachtenswerte Rede auf einer “Veterans For Peace“-Versammlung in Chicago. Unter anderem stellte Wilkerson seinen Zuhörern bei dieser Gelegenheit in Aussicht, dass es drei Möglichkeiten für die USA gäbe, sollten sie den gegenwärtigen Pfad, auf dem sie sich befinden, beibehalten. Die drei Möglichkeiten lauteten:
– territoriale Zerstückelung (dismemberment);
– eine neue verfassungsgebende Versammlung (a new constitutional convention),
und (am wahrscheinlichsten, so Wilkerson):
– “wir rutschen weiter in die Hölle hinab“ (we keep slip sliding into hell).
Bezüglich des Abrutschens in die Hölle verwies Wilkerson auf eine Theorie der internationalen Beziehungen, die sich “Konservierung von Feinden“ nennt. Diese Theorie stammt von Frederick H. Hartmann (“The Conservation of Enemies – A Study in Enmity”) und besagt, dass sich eine umsichtige Nation nicht mehr Feinde macht, als mit denen sie gleichzeitig fertig werden kann.
Wilkerson nannte sodann als ganz oben auf der US-“Feindesliste” stehend: Russland, China, Iran und Nord-Korea. Das seien zu viele Feinde; die Vereinigten Staaten könnten nicht einmal mit zwei von diesen Ländern zur gleichen Zeit fertig werden, geschweige denn mit allen vier. Wilkerson versicherte, dass Trump und seine Generäle noch nie von der “Feindeskonservierungs“-Maxime gehört hätten.
Der ehemalige Stabschef im US-Außenministerium unter Colin Powell sagte ferner, die USA bräuchten kein Kriegsstaat sein. „Es gibt keinen Vertrag mit irgendjemandem, der besagte, Amerika müsse ein Kriegsstaat sein.“ Doch Auftragnehmer des Pentagon wie Lockheed Martin, Raytheon und weitere würden das anders sehen; „die sagen das.“ Wilkerson erzählte seinen Zuhörern, ein Reporter habe ihn einst gefragt, warum er so etwas über Lockheed Martin sagen würde. Daraufhin habe er geantwortet, dass er zu der Zeit, als er Stabschef des Außenministeriums wurde, eines Tages dagesessen habe, um sich bestimmte Aktienwerte anzuschauen. “Ich wollte wissen, was passieren wird, nachdem wir im Irak in den Krieg gezogen sind.“ Der erste Aktienwert, den sich Wilkerson angesehen habe, sei der von Lockheed Martin gewesen, wo viele seiner Militärkollegen gearbeitet hätten. “Ich schaue mir das an, und ich sage mir, nun, ich glaube, ich hab’s gerade rückverfolgt.“ Die Aktie von Lockheed Martin habe bei circa sechsundzwanzig Dollar gestanden – und dann “sind wir neun Monate später in den Irak eingedrungen, und es waren einhundertneunzehn Dollar. Muss ich noch etwas sagen? Wenn der Krieg so profitabel ist, wird man mehr davon bekommen. Und man wird Leute haben, die dadurch Geld einnehmen. Lockheed Martin, Raytheon, wer auch immer, (…) sie geben Geld“ an Politiker in Washington “und sie werden etwas dafür erhalten.“
Die ganze Rede, die Wilkerson vor berufenem Forum hielt, können Sie sich hier (Teil 1) und hier (Teil 2) genehmigen.
Zuletzt noch das Musikstück der Woche: RICHARD ASHCROFT – A Song For The Lovers.
DJ, play a song for the lovers, tonight…
In dem Sinne, ganz der Ihre,
Lars Schall.