Die Gewinner, es nimmt nicht wirklich wunder, sind „die Großen Sechs Banken“ in den USA: JPMorgan Chase, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley.
Als Ergänzung zum nachfolgenden Artikel siehe auch den Beitrag „Was motiviert ,die Kapitalisten‘?“, in dem es um eine Arbeit von Jonathan Nitzan und Shimshon Bichler geht, die argumentiert, dass die von den Autoren so bezeichneten „Kapitalisten“ gar nicht wollten, dass sich die krisengeschüttelte Wirtschaft erholte. Laut Nitzan und Bichler entspricht es vielmehr den Interessen „der Kapitalisten“, die Krise zu verlängern, da diese für sie einen Machtzuwachs bedeute.
Von Null auf Koks: Die Wall Street im Rausch
Zur Zeit der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert erlebte die Welt die Ära der sogenannten „strukturierten Finanzierung“: Dinge wie „Kreditderivate, Commercial Papers, Hedgefonds, CDOs, CDSs, SIVs, ABCP und die übrigen Spielarten. Sie sahen alle nicht nur kreativ aus, sondern auch unglaublich professionell und von Experten gemanagt.“ Es ging von ihnen ein großer Sog aus – beim gleichzeitigen Gefühl ebensolcher Sicherheit, wie der Ökonom und ehemalige Diplomat James Cumes (America’s Suicidal Statecraft) schreibt: „Mathematiker kombinierten ihren Schöpfergeist mit dem von Buchhaltern und anderen Finanzfachleuten, um ,Modelle‘ herbeizuzaubern, die garantiert, zuverlässig, erstklassig und ausfallsicher waren. Selbst die geachtetsten Ratingagenturen verbreiteten ihre Alpha-Ratings mit solch glorreicher Verve, dass alles andere aus der Mode gekommen schien. Die Welle der Zustimmung war so groß, dass diese Instrumente nach und nach vor allen anderen Dingen als genauso sicher betrachtet wurden, wie sich die emittierenden Banken oder Nichtbanken bzw. Handelsinstitute zuversichtlich präsentierten. So wurde schließlich Finanzinstrumenten der Ritterschlag erteilt, die in jeder Welt – außer einer, in der die gesamte Bevölkerung verrückt geworden war – als die tödlichen Instrumente für den finanziellen, moralischen oder sonstigen Ruin verdammt worden wären, die sie mit Sicherheit darstellten.“
Cumes vergleicht diese Jahre mit einer immer stärker geratenen Drogensucht: „Weiche Drogen“ wie Junk-Bonds „waren der Einstieg zu harten. Abhängigkeit breitete sich aus. Die Drogen streuten in die Breite; die Abhängigen taten es ihnen nach. In den 1990er Jahren und dramatisch zunehmend zur Jahrtausendwende wurden viele in der Top-Riege der Finanzwelt süchtig. Aus ,viel‘ wurde ,mehr‘, aus ,mehr‘ wurde ,am meisten‘, und aus ,am meisten‘ wurde in den letzten Jahren ,alles‘: Die größten und respektabelsten Finanzinstitute, Finanziers, kreativen Anleger und sogar die Regulierungsbehörden schlossen sich dem Reigen mit wohlwollendem Enthusiasmus an, der sich trotzig gegen jegliche Miesmacherei verwahrte.
In einem Haus voller Verrückter stehen die Vernünftigen wie Narren da. So war es, als sich die Finanzsucht überall verbreitete. Da wurde jeder, der nicht seine tägliche Dosis Heroin, Kokain oder Crack zu sich nahm, zum Außenseiter, zum komischen Kauz, zur Fortschrittsbremse, zum Spielverderber bei der größten Keine-Baranzahlung-/Wie-geben-wir-das-Geld-aus-Party, welche die Welt je gesehen hat. Überall häuften sich Schulden auf Schulden: bei den Privathaushalten, den Unternehmen, den öffentlichen Finanzen und internationalen Defiziten in Größenordnungen, die man sich bis dahin in den kühnsten Träumen nicht hatte vorstellen können.“ (1)
Als kleiner Einschub sei die Bemerkung erlaubt, dass neuere neurologische Messungen zum Ergebnis kommen, dass „übersteigerter Geldverdienst die gleichen Gehirnregionen anregt wie Kokain“. (2) Jonathan Alpert, ein New Yorker Psychotherapeut, der bekannt dafür ist, Führungspersönlichkeiten der Wall Street zu betreuen, bestätigte fernerhin, dass der Gebrauch von relativ teuren Drogen wie Kokain im New Yorker Finanzdistrikt „weit verbreitet“ sei. „Bestimmte Straßendrogen wie Kokain scheinen mit der Kultur und dem Beruf gut zusammenzugehen: spät in der Nacht ausgehen, spät arbeiten. Wenn die Leute die Nacht durcharbeiten müssen und nicht viel Schlaf bekommen, hilft ihnen Kokain dadurch – und durch den nächsten Tag.“ Hinzu komme, dass „manche dieser Leute dazu neigen, impulsiv und großspurig zu sein, und Kokain ist eine massive Stimulanz, die ihrer Persönlichkeit in die Karten spielt.“ Im Vergleich zu den Jahren vor der großen Krise sei der Drogenkonsum an der Wall Street immer noch weit verbreitet und stärker als in anderen Branchen vorhanden. „Menschen trinken und nehmen Drogen in guten wie in schlechten Zeiten. Sie trinken, um mit Stress umzugehen, und nehmen Drogen, um sich abzulenken.“ Sex mit Prostituierten sei „durchaus üblich“, sehr einfach zu haben, und der Gang zu asiatischen Massagesalons oder Stripbars stelle abermals eine Möglichkeit dar, mit Stress umzugehen. (3) Letztlich seien die Stereotypen „von diesen Anzüge tragenden Aktienhändlern, die ihre Zwölfstundenschicht beenden und nach draußen einer Nacht mit Kokain, schwerem Trinken und Prostituierten entgegengehen“, vielfach Realität. „Der Kokainkonsum greift meines Erachtens in New York City und gewiss innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche um sich. Die Teilnahme am Drogenkonsum, das Verschwenden Tausender von Dollar in Stripbars und die Nutzung von Prostituierten sind alltäglich an der Wall Street.“ Die Tatsache, dass es so viele „Massagesalons“ gäbe, die sich „in nächster Nachbarschaft zum Finanzviertel“ befänden, sei „kein Zufall“. (4)
James Cumes diagnostiziert auf ökonomischem Gebiet, dass die Kredit-Derivate „in all ihren Manifestationen“ womöglich für die Akteure an der Wall Street „die am stärksten süchtigmachenden“ waren. „Sie waren so modern und kreativ wie die neuesten Technikwunder. Seit dem ursprünglichen Konzept in den späten 1990er Jahren boten sie den meist jungen, sehr smarten Leuten eine Traumfahrt, die fähig waren, im Sog der Flut, welche rasch selbst über die meisten gesetzten, respektablen und finanziell distinguierten Institute in Amerika und in überraschendem Maße auch international rund um den Globus hereinbrach, zu finanziellem Ruhm zu gelangen.
Auch wenn einigen davon die Sucht in den frühen Jahren erspart blieb, so wurden sie bis Juli 2007 doch weniger und weniger. Die Aufsichtsbehörden einschließlich Zentralbanken, internationalen Agenturen und anderen Behörden regulierten den immer dichter werdenden Dschungel an Finanzunternehmen und deren innovativen Finanzprodukten nicht, weil sich immer mehr Süchtige außerhalb des Bankensystems und damit größtenteils oder gänzlich außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs bewegten. Die Banken distanzierten sich keineswegs von ,strukturierten Finanzierungen‘ praktisch jeder Art, sondern beteiligten sich daran zumeist auf eine Art und Weise, die ein Eingreifen der Regulierungsbehörden vermied – das heißt, wenn die Behörden gewillt gewesen wären einzugreifen. Sie nahmen zunehmend eine Art ,moralisches Risiko‘ (moral hazard) in Kauf, so wie große Banken an der Spitze der Finanzwelt dies bei ihren Geschäften mit Enron im Verlauf von dessen Betrugs- und Konkurshistorie Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts taten.
Und so wuchs die Sucht und griff ungehindert immer weiter um sich – sie entwickelte sich zu einer Art globalen Wahns ohne Grenzen – und die Mitarbeiter der zuständigen Strafverfolgungsbehörden, denen entweder die Befugnisse und/oder der Wille zur Ahndung von Verstößen fehlten, spendeten ihnen entweder Beifall oder schliefen an ihren Schreibtischen ein.“ (5)
Die „kreativen, süchtigmachenden Finanzprodukte“, die um den Erdball unterwegs sind, beliefen sich 2007 laut Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schätzungsweise bei 600 Billionen US-Dollar. Der tatsächliche „Wert“ dieser Papiere, so Cumes damals, sei unbekannt; „was wir aber wissen ist, dass er so irrsinnig hoch ist, dass er außerhalb jeder Realität zu liegen scheint. Sicher ist, dass irgendwo in dieser gewaltigen Summe Schulden, die zurückgezahlt und Gläubiger, die befriedigt werden müssen, verborgen sind, und wir wissen, dass dies ein Dominospiel ist. Werden die Gläubiger des ersten Schuldners nicht befriedigt, werden sie ihrerseits zu nicht zahlenden Schuldnern gegenüber ihren Gläubigern, und so geht es weiter einmal rund ums globale Dorf bis zum letzten Glied der Kette.“ (6)
Wenn das globale Bruttosozialprodukt (BSP) bei rund 50 Billionen US-Dollar jährlich veranschlagt wird, dann entsprechen 600 Billionen US-Dollar dem Zwölffachen dessen. „Alternativ können wir sagen, dass der ,Nennwert‘ der diversen Arten von Finanzpapieren, die international kursieren, derzeit wahrscheinlich irgendwo zwischen 40 und 60 des Jahres-BSP der Vereinigten Staaten liegt. Er beträgt ein Mehrfaches des geschätzten Marktwerts des weltweiten Gesamtvermögens.“ (7)
Im Laufe des Jahres 2010 befragte ich den ehemaligen Bankenregulierer William K. Black zum kolossalen Derivateproblem im globalen Finanzsystem. Auf die Frage, wie es geschaffen worden sei, antwortete Black: „Es existiert, weil es unreguliert ist und (sehr wenige) Finanzfirmen nutzen dieses regulatorische Schwarze Loch, um ihren leitenden Angestellten Vorteile zu erbringen. An Börsen gehandelte Derivate können wertvoll sein und stellen wenig Risiko dar, doch sie sind nur ein Bruchteil der ausstehenden Derivate. Der überwältigende Großteil an Derivate-Transaktionen produziert keinen Wert für die reale Wirtschaft. Sie sind jedoch fähig, immensen Schaden in der realen Wirtschaft anzurichten. Sie sind eine tickende Zeitbombe (außer die, die bereits in die Luft gegangen sind).“ (8)
Establishment-Politik, oder: Nach dem Rausch ist vor dem Rausch
Dem Rausch folgte 2007/08 die Krise. Seither sieht sich die Mittelschicht der USA mit immensen Herausforderungen konfrontiert (man kann argumentieren, sie ist im Verschwinden begriffen), unzählige US-Bürger sind in Schulden gefangen, Millionen müssen mit staatlichen Lebensmittelmarken des Nahrungsergänzungs-Hilfsprogramms SNAP versorgt werden, das Sozialkassensystem wurde bereits für den „Krieg gegen den Terror“ geschröpft, (9) und der „Staat im Staate“, der sogenannte National Security State, scheint sich seit Jahren auf innere Unruhen vorzubereiten. Es gab den Patriot Act I, II & III, der Posse Comitatus Act von 1878 ist praktisch seit 2002 außer Kraft gesetzt, (10) der Federal Emergency Management Agency (FEMA) sind militärisch-polizeiliche Gewalten übertragen worden, die Habeas Corpus-Rechte von US-Bürgern und Ausländern sind seit Oktober 2006 mit dem Military Commissions Act (MCA) gestutzt, und die Lichter der US-Verfassung können mühelos durch Maßnahmen des sogenannten Continuity of Government (COG) ausgeblasen werden. Die Querverbindung zwischen diesen Entwicklungen wurde im November 2005 von Al Martin, einem ehemaligen Nachrichtendienstoffizier und Mitarbeiter des Council of Economic Advisors, dergestalt herausgestrichen: „Warum wird all dies getan? Warum bewegt sich die Regierung zu einem militarisierten Polizeistaat und einer Diktatur hin? Dies geschieht aufgrund dessen, was der Comptroller General David Walker sagte, dass nach 2009 die Fähigkeit der Vereinigten Staaten, ihre Schulden weiterhin bedienen zu können, in Frage gestellt ist. Auch wenn der Durchschnittsbürger nicht verstehen mag, was das bedeutet, wenn die Vereinigten Staaten nicht mehr länger ihre Schulden bedienen können, werden sie als wirtschaftliche Einheit zusammenbrechen. Wir würden einen wirtschaftlich kollabierten Staat haben. Der einzige Weg, wie die Regierung in einem wirtschaftlich zusammengebrochenen Staat funktionieren und die Kontrolle behalten kann, ist durch eine Militärdiktatur.“ (11)
Nun, dergleichen ist nicht passiert, wiewohl die USA seither noch einmal etliche Billionen Dollar an Schulden oben draufgepackt haben. Insgesamt sind es mittlerweile rund 21 Billionen Dollar. Offiziell. Denn der besagte David Walker, der unter Bill Clinton und George W. Bush das Government Accountability Office (GAO) leitete, hatte Ende 2015 immerhin verlautbart, dass sich die Schulden der Vereinigten Staaten eher bei 65 Billionen Dollar belaufen dürften. (12)
Obwohl das Kriegsrecht in den USA im Zuge der Finanzkrise nicht ausgerufen wurde, ist die Infrastruktur dafür bereit und teilweise aktiv.
Es gibt in den USA eine (von der Washington Post so genannte) „Schattenregierung“, die durch das Continuity of Government-Programm (COG) konstituiert wird. Ihre Vertreter sind nicht vom Volk gewählt, sondern von der US-Regierung in Washington berufen worden. Der Plan für eine COG-„Schattenregierung“ wurde im Laufe des Kalten Kriegs entwickelt, um sicherzustellen, dass ein etwaiger Atomschlag auf US-Boden die Bundesregierung der Vereinigten Staaten nicht völlig ausschalten würde. (13) Während und nach der Reagan-Ära, als wichtige Änderungen an dem COG-Programm vorgenommen wurden, waren Dick Cheney und Donald Rumsfeld wichtige Akteure bei der Weiterentwicklung des COG-Plans, der dann am 11. September 2001 (zumindest teilweise) aktiviert wurde – und zwar von Dick Cheney und Donald Rumsfeld. Es wurde eine rund um die Uhr tätige, permanente, bis heute außerhalb der Hauptstadt aktive „Schattenregierung“ gebildet, die keiner Art von Checks & Balances unterliegt. (14)
Im Übrigen hing das Wort „Kriegsrecht“ am Höhepunkt der Finanzkrise durchaus in der Luft.
Bei den Hilfsmaßnahmen, die im Spätjahr 2008 für das Finanzsystem eingeleitet wurden, den sogenannten Bailouts, ist ein Auge darauf zu werfen, dass sich viele Kongressabgeordnete „genötigt“ sahen, „entgegen ihrer Instinkte zu stimmen, während auf die normalen Abläufe einer ordentlichen Gesetzesvorlage verzichtet wurde.“ (15) Als Rechtfertigung wurde das „Bestehen eines Notstandes“ vorgeschoben. Die Hilfsmaßnahmen sahen nach Aussage von Kongressmitglied Peter Welch „ursprünglich eine Obergrenze für Managergehälter“ vor, aber Finanzminister Hank Paulson „änderte dies in letzter Minute“. Damit erhielten die Banken Rettungsgelder – um unter anderem exorbitante Gehälter, Boni, andere Vergütungen und Aktien-Dividenden zahlen zu können –, für die der US-Steuerzahler geradestehen muss. (16) „Es gibt weitaus bessere Verwendungszwecke für Steuergelder“, befand Senator Charles Schumer, „als sie weiterhin als Dividenden an Aktionäre auszuzahlen“. (17) Darüber hinaus weigerten sich Paulson und das Finanzministerium, Details über das sogenannte Troubled Assets Relief Program (TARP) preiszugeben, bei dem „hunderte Milliarden von Dollars ausgegeben wurden“. Gleiches galt für die Federal Reserve Bank of New York, die nicht gewillt war, „Informationen über ihr eigenes Rettungspaket offen zu legen, welches in die Billionen ging.“ (18)
Die Mitglieder beider Häuser des Kongresses erhielten zuvor Warnungen, dass eine Ablehnung der Finanzrettungspakete „zu Unruhen in der Bevölkerung führen müsse und damit zur Umsetzung des Kriegsrechtes“. So vertraten Senator James Inhofe und der Kongressabgeordnete Brad Sherman die Auffassung, dass Hank Paulson, der „eine Untergangsstimmung heraufbeschwor“, gesagt habe, „es bedürfe eventuell sogar der Anwendung des Kriegsrechtes“. (19) Sherman berichtete darüber im Kongress: „Der einzige Weg, mit dem sie dieses Gesetz durchbekommen, ist, indem sie eine Panikatmosphäre kreieren. … Vielen von uns wurde gesagt, dass uns der Himmel auf den Kopf fallen würde. … Einigen wurde sogar erzählt, dass es zur Ausrufung des Kriegsrechts käme, wenn wir dagegen stimmten.“ Sherman nannte dies eine „Angstmacherei“, die „unbegründet“ gewesen sei und sich als „falsch herausgestellt“ habe. (20)
Gewiss, wenn man das Finanzsystem retten möchte, dann muss man wohl oder übel die Banken retten – denn die Wahrheit lautet, dass die Banken das Finanzsystem sind. Die Frage, die sich stellt, ist jedoch, ob die Bankenrettung, die durchgeführt wurde, in der gewählten Form notwendig war. James K. Galbraith beispielsweise befand in einem Beitrag, den die Washington Post Ende September 2009 zur Veröffentlichung brachte, dass der Bailout-Plan von 2008 nicht notwendig gewesen sei, unter anderem da jedwede Art von Rettung durch bereits existierende Programme hätte durchgeführt werden können. (21)
In einem Interview sprach ich Professor Galbraith auf die Billionensummen der Trickle-Up-Bailouts an.
Lars Schall: Diese Billionen Dollar, die ausgegeben wurden, wurden nicht von „Gutmenschen“ im Interesse des Einlegerschutzes oder zum Schutz der allgemeinen Öffentlichkeit ausgegeben; sie flossen in den Schutz der Inhaber von Bankanleihen, richtig?
James K. Galbraith: Ja, das ist im Wesentlichen richtig. Geschützt wurden aber nicht nur Anleihebesitzer. Die Inhaber von Kapitalanteilen und nachrangigen Schuldtiteln, die Risikokapital darstellen, wurden gleichfalls geschützt; bei einer Liquidation wären sie leer ausgegangen. Das ist ein ernstes Problem. Es gab keinen echten Grund, das zu tun. Im Rahmen einer normalen, aufgabenbedingten regulatorischen Intervention bei einer Bank, die insolvent ist oder Gefahr läuft, insolvent zu werden, bestand die effektive Praxis der Aufsichtsbehörden in der Vergangenheit darin sicherzustellen, dass die Anteilseigner und nachrangigen Gläubiger, die ihr Geld schließlich riskierten, um in guten Zeiten eine höhere Rendite zu erhalten, eliminiert wurden. Jedenfalls hätten sie das werden sollen. Dies ist vor allen Dingen erforderlich, um die grundlegende Hierarchie von Rendite und Risiko in den Finanzmärkten zu erhalten, und dafür, die Notwendigkeit für eine Änderung der Praktiken im Finanzsektor in glaubwürdiger und entschiedener Weise zu etablieren. (22)
Nichts dergleichen geschah. Stattdessen vergab die U.S. Federal Reserve, ein Bankenregulierer, während der Großen Rezession mehrere großzügige Geschenke, darunter die Erlaubnis zum Verschmelzen immer größerer Bankhäuser und die Umwandlung von Investmentbanken in Bankholdingunternehmen. „Große, verschachtelte Institute zapften Billionen Dollar öffentlichen Kapitals ab und ruinierten die allgemeine Wirtschaft. Und doch blieben und bleiben sie weiterhin finanzielle Dinosaurier, weil die Fed sie nicht aussterben ließ. Das ist nicht gerade das, was ein Bankenregulierer tun sollte, um die allgemeine wirtschaftliche und finanzielle Stabilität zu fördern. Die Fed machte einen miserablen Job, die Nation vor den Exzessen der Wall Street zu schützen, und statt ihre Fehler zuzugeben oder zu korrigieren, druckte sie einfach mehr Geld in der Hoffnung, sie damit unter den Teppich zu kehren.“ (23)
Anstatt ins Reine zu kommen, engagierte sich die Federal Reserve in „Establishment-Politik“, wie der konservative Autor David Brooks damals in der New York Times schrieb. „Einst gab es wirklich eine Finanzelite in den Vereinigten Staaten“, attestierte Brooks. Deren Vertreter – „ältere Herren mit Namen wie Mellon oder McCloy“ – wechselten bisweilen während der ersten zwei Drittel des 20. Jahrhunderts von Wall Street-Firmen und -Rechtsanwaltskanzleien in Regierungsdienste. „In den Sechzigern begann diese eng verwobene Elite auseinander zu fallen“, und „in den Achtzigern schienen sich die traditionellen amerikanischen Herrschaftsstrukturen gänzlich aufgelöst zu haben. (…) Immer mehr schien es, als sei ein in sich zusammenhängendes (cohesive) Finanz-Establishment eine Sache der Vergangenheit.“ Die Bailout-Politik, die von Finanzminister Henry Paulson, dem Federal Reserve-Vorsitzenden Ben Bernanke und Tim Geithner von der New Yorker Fed eingeleitet worden sei, habe „dieses Establishment praktisch wiedererweckt.“ Der Rettungsplan, der unter Mitwirkung von alten Insidern wie Paul Volcker, Nicholas Brady und Eugene Ludwig zustande kam, entsprach „‚reinem Establishment-Spiel“. Eine kleine Gruppe politischer Entscheidungsträger habe nun fast unbegrenzte Befugnisse in der Finanzpolitik inne, welche auf keinem irgendwie gearteten System der Checks & Balances gründete, „sondern auf der Weisheit und dem öffentlichen Verantwortungsbewusstsein derjenigen, die jetzt das Sagen haben.“ Indem die Regierung sich nun mehr einschalte, begänne aber keine Ära, „in welcher die Regierung die Mächtigen zugunsten des Volks in die Schranken weist. Nein, dies ist eine Ära des aus Erfahrung klug gewordenen Establishments, in welcher die Regierungsaktivitäten dazu dienen, einen stabilen – und oft oligarchischen – Rahmen für das kapitalistische Projekt bereitzustellen.“ (24)
Es könnte sein, dass in der Finanzkrise die demokratische Fassade der westlichen Nationen langsam niederbrennt und der Staat in gewisser Weise zu sich selbst zurückfindet – jedenfalls wenn man Theoretikern wie Adam Smith und John Locke folgen möchte, wonach die ursprüngliche Rolle des Staates darin bestand, diejenigen, die Besitz hielten, vor jenen, die ohne Besitz dastanden, zu verteidigen. (25)
Eine andere Frage wäre, wieviel die Rettungspakete gekostet haben. Eine Studie des Levy Economics Institute, die über den Umfang und die Details des Bailouts der Fed erschien, verlautbarte Ende 2011:
„Es hat eine Reihe von Schätzungen über den Gesamtbetrag der Finanzierung gegeben, die von der Federal Reserve zur Rettung des Finanzsystems bereitgestellt wurde. Zum Beispiel behauptete Bloomberg vor kurzem, dass das kumulative Engagement der Fed (dies beinhaltet Anlagenkäufe plus Darlehen) 7.77 Billionen US-Dollar betrug. … Der außergewöhnliche Umfang und die Größe der jüngsten Finanzkrise von 2007-09 erforderten eine außergewöhnliche Reaktion der Fed in Erfüllung ihrer Kreditgeber der letzten Instanz-Funktion.“ Das Resultat war „ein Federal Reserve-Rettungsengagement von über 29 Billionen US-Dollar.“ (26)
Den Bailouts folgte die QE-Politik. QE bedeutet Quantative Easing, zu Deutsch: Quantitative Lockerung, womit eine expansive Geldpolitik der US-Federal Reserve gemeint ist – und zwar in Form von Käufen von Anleihen bzw. hypothekarisch gedeckten Wertpapieren, die in den Bilanzen der Banken standen (und von dort auf die Bilanz der Fed wanderten).
Die Niedrigzins-Politik der Federal Reserve nahm, das ist jedenfalls Fakt, nach dem Platzen der Immobilienblase weitere Tiefststände an, die zuvor nicht für möglich gehalten wurden – was sich daraufhin beispielsweise in vermehrter Rohstoffspekulation auswirkte, negative Folgen inklusive. So sprach ich den US-Fondsmanager James G. Rickards darauf an, dass die globale Rohstoff-Rallye weitgehend durch Liquidität via billig geliehenem Geld angetrieben zu sein schien – und fragte ihn mit Blick auf den sogenannten „Arabischen Frühling“:
Glauben Sie, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Geldpolitik in den Vereinigten Staaten und den arabischen Aufständen über höhere Lebensmittel- und Energiepreise gibt?
James G. Rickards: Zwei mal ja. Aber nehmen wir zunächst den ersten Teil der Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Geldpolitik und höheren Inflationspreisen? Ich denke, die Antwort ist absolut ja. Wir haben dies viele Male in der Vergangenheit gesehen. Zum Beispiel brachen in den frühen 1930er Jahren die Rohstoffpreise auf der ganzen Welt zusammen, und das war teilweise durch eine zu restriktive Geldpolitik verursacht worden. In diesem Fall expandierte die Fed die Geldpolitik nicht genug, und dieses Anziehen der geldpolitischen Zügel ließ die Rohstoffpreise zusammenbrechen und verursachte eine generalisierte Deflation auf der ganzen Welt. In den 1970er Jahren sahen wir dann das Gegenteil: wir sahen eine sehr lockere Geldpolitik. Zu Beginn der 1970er Jahre war der Ölpreis ungefähr bei 2 $ pro Barrel, am Ende der 1970er Jahre war er 12 $ pro Barrel und befand sich bald auf dem Weg zu 20 $. Das kam zum Teil aufgrund einer sehr lockeren Geldpolitik der Fed zustande. Es gibt eindeutige Beweise hierfür. Wir sahen dies wieder und wieder.
Wir sehen es auch heute wieder. Der einzige Unterschied ist, dass wir heutzutage eine stärker globalisierte Welt haben, wir haben mehr Volkswirtschaften, die an der Weltwirtschaft teilnehmen, um miteinander um Exporte und Marktanteile zu konkurrieren. Die Arbeit in Asien konkurriert nun mit der Arbeit in den Vereinigten Staaten. All das traf so in den 1930er und den 1970er Jahren nicht zu, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. Auch befindet sich die Welt auf einem De-facto-Dollar-Standard – der Dollar macht 60 Prozent der weltweiten Reserven und einen noch höheren Prozentsatz des Welthandels aus, der Preis für Öl und andere Rohstoffe wird natürlich weltweit in Dollar festgelegt. Wenn Sie Geld drucken, ist das, was passiert, dass sich die Inflation zeigt, doch zeigt sie sich nicht zuerst in den Vereinigten Staaten, sondern sie taucht in der ganzen Welt auf – in China, Malaysia, Südkorea, Thailand, Brasilien und vielen anderen Ländern.
Das ist so wegen des Wechselkursmechanismus. Diese Länder versuchen, ihre Währungen im Verhältnis zum Dollar niedrig zu halten, was bedeutet, dass sie Dollar durch das Drucken ihrer lokalen Währungen in ihren lokalen Märkten kaufen müssen. Das Ergebnis dessen ist, dass sie eine Flut von anderen Währungen schaffen. Deshalb taucht die Inflation zuerst einmal überall in der Welt auf und nicht in den Vereinigten Staaten. Allmählich ändert sich das. Wir sind an einem Punkt, wo viele dieser Länder beginnen, ihre Währungen nach oben aufzuwerten. Dadurch wird der Inflationsdruck in ihren eigenen Ländern begrenzt werden, aber das bedeutet, dass der Inflationsdruck jetzt wieder in die Vereinigten Staaten in Form von höheren Importpreisen zurückkommen wird, wenn wir ausländische Waren kaufen. Dieser Prozess wird einige Zeit dauern, um sich zu entfalten, aber letztlich wird er die Inflation wieder zurück in die Vereinigten Staaten zwingen. Das alles gesagt habend, gibt es keinen Zweifel daran, dass die lockere Geldpolitik der Fed für die höheren Rohstoffpreise auf der ganzen Welt verantwortlich ist.
Nun, in Anbetracht dessen, ja, dies ist absolut einer der beitragenden Faktoren für die Unruhen in Nordafrika, dem Nahen Osten, aber auch in einigen Teilen Chinas, die zwar nicht auf den Umfang wie anderswo angewachsen sind, aber die Tatsache, dass sie überhaupt geschehen, ist signifikant. Gewiss, es gibt viele andere Faktoren, zum Beispiel eine große Anzahl von arbeitslosen jungen Erwachsenen. Doch steigende Nahrungsmittelpreise sind manchmal das, was die Leute auf die Straße treibt. Die Sehnsucht nach Freiheit und die Arbeitslosigkeit haben tatsächlich über einen längeren Zeitraum hinweg angehalten, aber die steigenden Nahrungsmittelpreise können die Art des sprichwörtlichen Tropfens sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, was dann die Unruhen bewirkt. Die Fed richtet also eine Menge Schaden an, nicht nur für den US-Dollar und die Weltwirtschaft, sondern ich würde auch sagen, dass sie viel Unruhe auf der ganzen Welt provoziert. (27)
Das sah die US-amerikanische Autorin und Journalistin Nomi Prins, die ehemals unter anderem an der Wall Street bei Goldman Sachs als geschäftsführende Abteilungs-Direktorin gearbeitet hat, ganz ähnlich, als ich sie nach dem Faktor der steigenden Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise als Gründe für den Aufstand im Nahen Osten und anderswo befragte:
Nomi Prins: Nun, zunächst gibt es definitiv ein zeitliches Verhältnis zwischen den Aufständen, die wir im Nahen Osten sehen, und dem Anstieg der Rohstoffpreise – bei allem von Zucker zu Baumwolle bis Öl, und umgekehrt gibt es einen zusätzlich hochtreibenden Effekt auf die Rohstoffpreise wegen der Revolution selbst. Ein Großteil des Anstiegs der Rohstoff- und Nahrungsmittelpreise, die wiederum Gegenstände des Grundbedarfs der Menschen einschließen, können mehr dem spekulativem Kapital und dem Investorenbedürfnis nach schnellen Gewinnen durch den Einsatz von synthetischen Handelsinstrumenten zugerechnet werden, statt dem Problem von einfachem Angebot und Nachfrage der physischen Rohstoffe, was der Grund dafür ist, dass sich ein Großteil der Medien darauf konzentriert, wenn sie über den Grund für die steigenden Preise reflektieren.
Selbst die Vereinten Nationen weisen in ihrem jüngsten Bericht vom Januar darauf hin, dass sich ihre Nahrungsmittel- und landwirtschaftlichen Preisindizes auf historischen Höchstständen befinden, und als Erklärung nennen sie – Angebot und Nachfrage rund um den Globus. Ich denke aber, dass der Anstieg viel mehr im Zusammenhang mit der Zunahme des Volumens der Spekulation in Lebensmitteln und anderen Waren steht, die sie und andere ignorieren. Und das wiederum hat leider eine negative Auswirkung auf die Menschen, die gezwungen sind für bestimmte Artikel mehr bezahlen zu müssen, denn wenn sich die Termin- oder Optionsmärkte oder Indizes, die auf Rohstoffe lauten, aufgrund spekulativen Kapitals erhöhen, treibt das in einer einer Art Teufelskreis auch die echten Preise für Lebensmittel hoch, und das bedeutet, dass die Menschen, die diese Dinge kaufen, negativ durch die Marktkapitalisierung beeinflusst werden.
Das Handelsvolumen mit Rohstoffen wie Lebensmittel, Öl und Edelmetalle ist gestiegen, weil dieser Bereich derzeit wirklich der einzige Ort ist, an dem die Anlegerklasse Chancen zum Geldverdienen sieht, und es schert sie nicht wirklich, wer höhere Preise für ihr Bedürfnis zum Scheffeln von Gewinnen zu zahlen hat. (28)
Dahinter steckt eine Spielart methodischen Wahnsinns, wenn man genauer hinschaut.
Lars Schall: Ist es für Sie ein großes Problem unserer Zeit, dass wir Währungen haben, die durch nichts oder nur durch ein Versprechen gedeckt werden, die Schulden zurückzuzahlen? Und auch, dass eine quasi-private Organisation wie die Fed Geld aus dem Nichts schaffen kann und die Weltleitwährung in der Hand hält?
Nomi Prins: Ich denke, die Tatsache, dass die Fed nicht nur in der Lage ist, Geld aus dem Nichts zu drucken, sondern dass sie auch wesentlich das Drucken dieses Geldes, das durch kein greifbare Gold oder Silber oder sonst irgendetwas in dieser Angelegenheit gedeckt wird, erhöht hat, hat das Problem der Verwendung von Schulden zur Finanzierung der globalen Spekulation und einer globalen Wirtschaft, die überwiegend auf Papier basiert, übertrieben. Ein hoher Prozentsatz des BIP von vielen Ländern steht mit nichts Anderem als mit Finanzdienstleistungen im Zusammenhang.
Jede Art von Quasi-Schulden, die verwendet werden, um Transaktionen zu erleichtern, die nichts Wirkliches hinter sich stehen haben, tauchen also im Börsen- oder Rohstoff-Futures oder Options-Volumen auf, aber das ist nicht die reale Wirtschaft. Papier-Gewinne übersetzen sich nicht in die Löhne, die den meisten Menschen Nahrung liefern. Diese sind nicht wirkliche Dinge, sondern nur billig geliehenes Geld, das sich temporäre Orte zum Aufhalten sucht.
Angesichts der zunehmenden Versorgung mit billigem Geld und dem Fehlen der Verpflichtung von Sachanlagen dahinter, hat sich die globale Papier-Wirtschaft tatsächlich seit Herbst 2008 trotz der Aussagen der führenden Vertreter der Finanzwelt, dass sie die Katastrophe zerstreut haben, beschleunigt, und das ist in der Tat ein sehr gefährlicher Stand der Dinge. (29)
Von Entwarnung also keine Spur.
QE: „…ein absoluter Coup für die Wall Street“
Zur weiteren Bewertung der QE-Politik seien ein paar Feststellungen aus einem Artikel von Andrew Huszar dargebracht, die dieser Ende 2013 unter dem Titel Confessions of a Quantitative Easer im Wall Street Journal veröffentlichte. Von 2009 bis 2010 war Huszar verantwortlich für die Durchführung der Aufkäufe von hypothekarisch gedeckten Wertpapieren seitens der US Federal Reserve in Höhe von 1.25 Billionen Dollar. Huszar bezeichnete die QE-Politik als „das größte Hintertüren-Wall-Street-Rettungspaket aller Zeiten“; die QE-Maßnahmen seien von Anfang an zu Diensten der Wall Street dagewesen, und er sei von seinem Posten zurückgetreten, als er erkannt habe, dass der eigentliche Zweck dieser Politik darin bestand, die Preise für Bestände an Schuldverschreibungen der Banken hochzutreiben, den Banken Billionen Dollar zum Nulltarif anzubieten, um sie zu verleihen und mit ihnen zu spekulieren, und um den Banken „fette Provisionen aus der Vermittlung der meisten Fed-QE-Transaktionen“ zu bieten.
„Ich kann nur sagen: Es tut mir leid, Amerika“, schrieb Huszar. „Als ehemaliger Federal Reserve-Beamter war ich für die Ausführung des Kernprogramms der Fed … verantwortlich. Die Zentralbank verkauft QE weiterhin als Instrument zur Unterstützung der Main Street. Aber ich erkenne das Programm als das, was es wirklich ist: das größte Hintertüren-Wall-Street-Rettungspaket aller Zeiten.“
Nach Ende der ersten QE-Runde (März 2011) bestätigten die „endgültigen Ergebnisse“ laut Huszar, „dass die Anleihekäufe der US-Zentralbank ein absoluter Coup für die Wall Street gewesen waren, während sie der Main Street triviale Erleichterung verschafft hatten. Die Banken hatten nicht nur von den niedrigeren Kosten für die Bereitstellung von Krediten profitiert. Sie genossen auch riesige Kapitalgewinne auf steigende Werte ihrer Wertpapierbestände und fette Provisionen aus der Vermittlung der meisten Fed-QE-Transaktionen. Wall Street hatte 2009 sein profitabelstes Jahr überhaupt erlebt, und 2010 begann in ziemlich gleicher Weise.“ Zur zweiten QE-Runde sagte Huszar: „Das war, als ich merkte, dass die Fed jegliche verbliebene Fähigkeit, selbständig von der Wall Street zu denken, verloren hatte.“ Und zum Ergebnis von QE: „Nachdem Hunderte von Milliarden Dollar in undurchsichtigen Fed-Subventionen hereingeholt wurden, haben die US-Banken ihren kollektiven Aktienkurs seit März 2009 verdreifacht. Die größten von ihnen sind nur noch mehr zu einem Kartell geworden: 0,2% von ihnen kontrollieren jetzt mehr als 70% der US-Banken-Vermögenswerte.“ (30)
Ein Arbeitspapier des Vize-Präsidenten der Federal Reserve Bank in St. Louis, das im Juli 2015 erschien, kam nach sechs Jahren der „Quantitativen Lockerungen“ zum Ergebnis, dass es diverse Hinweise gäbe, denen zufolge diese Maßnahmen „die Inflationsrate nicht effektiv angehoben“, sondern lediglich die Aktienkurse in die Höhe getrieben haben. (31)
Indem mehr Dollar und Anleihen in den Umlauf gelangen, während die Kosten des Geldes – die Zinsen – bei null Prozent liegen, werden Finanzanlagen in die Höhe steigen – was Sinn und Zweck der Übung ist. „Aus diesem Grund rechnen es sich die Vorsitzenden Bernanke und Yellen als Verdienst an, dass der US-Aktienmarkt anstieg, nachdem die quantitative Lockerung eingesetzt wurde. Der Grund, um Geld zu drucken, besteht darin, die Finanzvermögenswerte steigen zu lassen und somit Investoren zurück an die Märkte zu locken.
Wenn Regierungen den Preis des Geldes drücken, um es fast umsonst zu machen – zumindest für die Banken –, zwingen sie die Beteiligten in der Wirtschaft zum Spekulieren. Wenn Bargeld nicht mehr viel wert ist und beim Leihen nichts kostet, kann eine Regierung Bürger dazu bewegen, ihre Ängste vor Schulden abzulegen, und stattdessen mit dem Spekulieren zu beginnen und wieder in Vermögenswerte zu investieren.“ (32)
Unter der Oberfläche betrachtet ist das von dramatischer Natur. Wenn der Zinssatz „eine Art demokratisches Instrument“ darstellt, das dazu dient, „die Interessen zwischen den Kreditnehmern und den Kreditgebern in einer Gesellschaft“ auszubalancieren, muss diese Balance „gerecht“ sein. Durch die inflationsschürende Politik der Federal Reserve aber geschieht das schiere Gegenteil: „Ungerecht wird es dann, wenn Zinsraten künstlich niedrig gehalten werden, weil sie den Kreditnehmer auf Kosten der Kreditgeber, welches die Sparer sind, bevorzugen. Dies verschiebt das Gleichgewicht der Mächte in einer Gesellschaft, weil Inflation eine Art Steuer ist, vielleicht sogar eine Enteignung, eine Konfiszierung. Es ist eine Taktik bei welcher der Staat Geld vom Sparer und von den schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft stiehlt, um seine eigenen Interessen zu stärken. Wenn der Staat Sparern oder Kreditnehmern auf Kosten des jeweils anderen hilft, verändert er damit den Sozialvertrag, ob es den Bürgern nun gefällt oder nicht.” (33)
Zwar ist die Politik der Federal Reserve inflationsschürend; sie sorgt aber zugleich dafür, dass ein wichtiges Inflationssignal ausgeschaltet wird. Die Federal Reserve kaufte ungefähr Dreiviertel aller US-Staatsanleihen, die 2013 und 2014 emittiert wurden, selbst auf. (34) „Wenn Regierungen ihre eigenen Anleihen kaufen, müssen alle anderen ihrem Beispiel folgen und ebenfalls kaufen, weil die Regierungen den Preis hochtreiben. Dies bedeutet, dass der Anleihemarkt seine traditionelle Rolle als Frühwarnsystem, das jeden vor einem steigenden Inflationsrisiko warnt, nicht erfüllen kann. Die Regierungen haben die quantitative Lockerung dazu benutzt, die Antenne zu kappen. Deshalb ist es Unfug, wenn die Zentralbanken darauf bestehen, die Anleihemärkte signalisierten keine Inflation, während ebendiese Zentralbanken durch ihre Kaufaktivitäten in Vermögenswerten sicherstellen, dass keine Inflationssignale gesendet werden können. Die Zentralbanken haben die Leitung so sicher unterbrochen, wie jemand die Verbindungsleitung der Bremsen zu den Rädern unterbrechen kann.
Anders ausgedrückt: Der Punkt bei der Quantitativen Lockerung ist, die Zinsen niedrig zu halten. Das, so glauben die Regierungen, dient dem Schutz der Bürger, weil die Hypotheken- und Kreditzinssätze sehr niedrig bleiben. Es bedeutet auch, dass die Regierungen einen Anstieg der Inflation anstreben – das aber stellt einen Weg dar, Schulden gegenüber den Bürgern nicht zu bezahlen. Die Regierungen sind bereit, heute die Preise für Vermögenswerte hoch zu halten, und nehmen dabei das Risiko in Kauf, dass unser Lebensstandard in Zukunft sinkt.“ (35)
Die QE-Politik versucht, „Fremdkapitalkosten nach unten zu drücken“, und entspricht insofern (einmal mehr) dem Phänomen des sogenannten creditism: das Wirtschaftswachstum wird durch das Machen von Schulden angetrieben, welche für den Konsum verwendet werden (im Gegensatz beispielsweise zur Verwendung von Profiten zugunsten von Investitionen). „Das ist ein sehr stumpfes Werkzeug während einer Fremdkapitalabbau-Flaute (deleveraging bust), wenn niemand gewillt ist, sich Geld zu leihen.“ (36)
Die „wahren Nutznießer” der Fed-Politik des Null-Zins-Geldes und der Multi-Billionen-Dollar-Anleiheaufkäufe „sind die Großen Sechs Banken“ in den USA, „die mehr als $500 Milliarden an Vermögenswerten halten“, und zwar: „JPM Chase, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo, Goldman Sachs und Morgan Stanley.“ (37)
Von 2009 bis Ende 2013 hatten „die Aktienkurse der Großen Sechs Banken … den Dow-Anstieg … um einen Faktor von mehr als 10 übertroffen“ gehabt. (38) Nachdem die Federal Reserve im September 2012 die dritte QE-Runde angekündigt hatte, stieg der Dow bis Ende 2013 um 19 % empor. Im selben Zeitraum kletterten „die Aktien der Großen Sechs Banken aber um durchschnittlich 53,5 %“ hoch – nämlich „JPM Chase: plus 43%, Bank of America: plus 74%, Goldman: plus 42%, Citigroup: plus 57%, Morgan Stanley: plus 77%, und Wells Fargo: plus 27%“. Vom März 2009 bis Ende 2013 war der Dow Jones Index „um 142% gestiegen. Die Aktien der Großen Sechs aber sind durchschnittlich um 1.042 % oder 10 Mal mehr als der Dow gestiegen“ – nämlich „JPM Chase: plus 258%, Bank of America: plus 396%, Goldman: plus 122%, Citigroup: plus 4992% – die Aktie wurde am 6. März 2009 in Cent-Nähe gehandelt –, Morgan Stanley: plus 80%, und Wells Fargo: plus 408%“. (39)
Über „informelle Kanäle” versucht die Federal Reserve zusätzlich, die Dinge in ihrem Sinne zu beeinflussen; was für manche Marktteilnehmer Extra-Gewinne produziert. Ein US-Forschungsteam berichtete Ende 2015, dass die Fed regelmäßig bestimmte Investoren und Medienorgane mit Informationsleaks versorgt, die zu einem Anstieg bei den Aktienrenditen führen. Die Fed nutze „informelle Kommunikationskanäle“, um die Informationsleaks in Zeitungen wie dem Wall Street Journal unterzubekommen. Die Leaks kommen im Zusammenhang mit Vorstandstreffen der Fed zustande. „Die Forscher behaupten, Beweise für regelmäßige Fed-Leaks durch den Vergleich der Inhalte der Zeitungsartikel mit später veröffentlichten Vorstandssitzungsprotokollen gefunden zu haben und weisen auf Beratungen von privaten Finanzinvestoren hin, die Informationen enthielten, die in FOMC-Sitzungen erörtert wurden.“
Die Fed lässt ganz bewusst bestimmt Informationen durchsickern, meinten die Forscher Annette Vissing-Jorgensen, Anna Cieslak und Adair Morse, um dadurch „Markterwartungen zu lenken“. Dies erlaube es ihr, „kontinuierliche, inkrementelle Änderungen der Politik zu erlassen.“ Die Forscher räumten ein, dass „etwas informelle Kommunikation wahrscheinlich für die Fed notwendig ist, um von den Marktteilnehmern zu lernen“; jedoch sei das ein Balanceakt, „da die Fed womöglich sehr wertvolle Informationen an bestimmte Investoren in der Privatwirtschaft abgeben könnte.“ Es bestünde zukünftig die Aufgabe herauszufinden, welche Art von Fed-Nachrichten das Verhalten an den Aktienmärkten antreibe. (40)
Der Welt gegenüber verhält sich die Federal Reserve derweilen wie einst US-Finanzminister John Connally, der 1971 auf einem Treffen mit europäischen Finanzministern erklärte, was man im Großen und Ganzen von der Kritik in Washington hält, dass die US-Geldpolitik Inflation exportiert: Der Dollar, so sagte Connally damals, „ist unsere Währung, aber Euer Problem“. (41)
Allemal hat die Politik der Federal Reserve dazu geführt, dass die Welt mehr denn je vom US-Dollar durchdrungen wird – und zugleich auch, dass die Welt der Fed gegenüber ziemlich ausgeliefert dasteht. Im Frühjahr 2015 erschien ein „trockenes Papier“ der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Titel: Global dollar credit: Links to US monetary policy and leverage. „Es zeigt, wie die Nullzinssätze und Quantitative Lockerung der Fed die Schwellenländer mit Dollar-Liquidität in den Boomjahren überschwemmten“, was zu einer Verschuldungsorgie in US-Dollar führte. Wesentliches Problem: „Entgegen der landläufigen Meinung ist die Welt heute mehr von Dollar durchdrungen als je zuvor. Ausländer haben 9 Billionen in der US-Währung außerhalb der amerikanischen Gerichtsbarkeit entliehen und entbehren deshalb des Schutzes eines Kreditgebers der letzten Instanz, der in der Lage ist, unbegrenzte Dollar in extremis zu emittieren.“ Zum Vergleich: im Jahre 2000 waren es noch 2 Billionen US-Dollar, den die Schwellenländer an US-Dollar-Schulden aufgenommen hatten. (42)
Folgt man dem Verständnis des Fed-Vorsitzenden von 1987 bis 2006, Alan Greenspan, dann ist das Anleiheaufkaufprogramm seiner Nachfolger „letztlich eine Tüte mit gemischtem Inhalt“. Wie das Wall Street Journal im Oktober 2014 berichtete, meinte Greenspan vor dem Council on Foreign Relations, „dass der Ankauf von Treasury- und hypothekenbesicherten Wertpapieren dabei half, die Preise für Vermögenswerte steigen und die Kreditkosten sinken zu lassen. Aber er half der Realwirtschaft nicht viel. ,Die effektive Nachfrage ist absolut am Boden‘ und die Bemühungen, sie durch Anleihekäufe nachhaltig zu beleben, ,hat nicht funktioniert‘, sagte Greenspan. Die Ankurbelung der Preise für Vermögenswerte hingegen war ,ein durchschlagender Erfolg.‘“ (43)
Der Ökonom Ed Yardeni, ein ehemaliges Mitglied des Board of Governors der U.S. Federal Reserve, wies 2010 darauf hin, dass Greenspans Nachfolger als Fed-Vorsitzender, Ben Bernanke, schon seit seiner Mitwirkung an einer 1988 veröffentlichten wissenschaftlichen Arbeit wisse, dass kein Transmissionsmechanismus existiere, durch den Quantitative Easing die Realwirtschaft stimulieren würde. (44)
Den „durchschlagenden Erfolg“, den die Fed auf den Aktien- und Anleihemärkten künstlich erzielte, lassen wir uns noch etwas genauer von David Stockman erklären. David Stockman wurde 1976 in den US-Kongress gewählt und war ein paar Jahre später Direktor des Office of Management and Budget (OMB) der Reagan-Regierung, ehe er bei Salomon Brothers arbeitete und mit Steve Schwarzmann zusammen die Blackstone Group gründete. Laut Stockman injiziert die Fed ungeheure Liquiditätsmengen in die Wall Street durch das System jener Banken, die den Verkauf von US-Schuldtiteln durchführen – die sogenannten Primary Dealers. (45) Für die Federal Reserve Bank of New York sind als solche tätig:
Bank of Nova Scotia, New York Agency
BMO Capital Markets Corp.
BNP Paribas Securities Corp.
Barclays Capital Inc.
Cantor Fitzgerald & Co.
Citigroup Global Markets Inc.
Credit Suisse Securities (USA) LLC
Daiwa Capital Markets America Inc.
Deutsche Bank Securities Inc.
Goldman, Sachs & Co.
HSBC Securities (USA) Inc.
Jefferies LLC
J.P. Morgan Securities LLC
Merrill Lynch, Pierce, Fenner & Smith Incorporated
Mizuho Securities USA Inc.
Morgan Stanley & Co. LLC
Nomura Securities International, Inc.
RBC Capital Markets, LLC
RBS Securities Inc.
SG Americas Securities, LLC
TD Securities (USA) LLC
UBS Securities LLC. (46)
Diese Banken also werden von der Fed mit Liquidität versorgt, „und zwar Liquidität in Form neuer Fed-Kredite auf die Bankkonten der Händler im Gegenzug für die Staatsanleihen, Schuldverschreibungen und Schuldtitel und sogar die GSE (Government-sponsored entity)-Verpflichtungen, die sie von ihnen kauft. Diese von der Fed gewährten Kredite sind aus dem Nichts geschöpft und blähen deshalb das Gesamtkredit- und -liquiditätsvolumen im System auf. Die Händler nutzen sie, um andere Arten von Wertpapieren zu kaufen – Aktien, Anleihen, Derivatepositionen und so weiter.
Historisch bestand der Zweck der Offenmarktinterventionen der Fed in dieser Form darin, das Bankensystem zur Ausreichung von Krediten an Geschäftskunden und Privathaushalte zu ermutigen und dadurch das Wirtschaftswachstum zu stimulieren, wie das keynesianische Modell präjudiziert. Das war aber immer ein nur einmal funktionierender Kunstgriff, denn mit jedem Lockerungszyklus wurde die Schuldenquote im Unternehmens- und Privatsektor stetig höhergeschraubt. Die Verschuldung der Privathaushalte zum Beispiel stieg von 80 Prozent des Lohn- und Gehaltseinkommens vor 1975 bis 2007 auf 220 Prozent.
Das Problem heute ist, dass wir den ,Schuldengipfel‘ erreicht haben. Der Privatsektor steht selbst nach der bescheidenen Entschuldung im Anschluss an die Krise mit 13,3 Billionen $ in der Kreide; die Schuldenquote ist mit 180 Prozent des Lohn- und Gehaltseinkommens immer noch astronomisch.
Infolgedessen sind die Privathaushalte nicht in der Lage, sich mehr Geld zu leihen, ganz gleich, wie viel Kredit die Fed über die Händler zur Verfügung stellt. Das ist eine ganz andere Situation als die, aus der heraus sich die keynesianische Blase vor 40 Jahren entwickelt hat, als wir mehr oder weniger saubere Bilanzen der Privathaushalte hatten.“ (47)
Wissenschaftlich belegen lässt sich, dass die Realzinsen im Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg signifikant niedriger gehalten wurden, als dies in freieren Kapitalmärkten vor dem Zweiten Weltkrieg und nach der Liberalisierung der Finanzmärkte der Fall war. Gillian Tett, Redakteurin bei der Financial Times, machte auf den Zusammenhang mit den Schulden aufmerksam, als sie im Dezember 2011 in dem Artikel Ties Between Sovereigns and Banks Set to Deepen („Beziehungen zwischen Staaten und Banken vertiefen sich“) schrieb: „Um dies zu verstehen, lohnt es sich einen Blick auf ein faszinierendes Arbeitspapier von Carmen Reinhart und M. Belen Sbrancia zu werfen, das von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich veröffentlicht wurde, aber auf einer früheren Arbeit für den Internationalen Währungsfonds gründet. (…) Was Reinhart und Sbrancia sagen, ist: wenn Sie verstehen wollen, wie der Westen seine Schulden während des letzten großen Kampfs der Entschuldung kürzte – nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg -, dann konzentrieren Sie sich nicht nur auf Sparmaßnahmen oder Wachstum. Stattdessen ist die entscheidende Sache die, dass der Staat in dieser Zeit eine Situation herbeiführte, in der die Renditen der Staatsanleihen für viele Jahre leicht unter der vorherrschenden Inflationsrate gehalten wurden. Diese Lücke war nicht groß. Da aber Vermögensverwalter und Banken weiterhin diese Anleihen zu ungünstigen Kursen kauften, half diese implizite, subtile Subvention von Investoren der Regierung dabei, ihren Schuldenberg über mehrere Jahre zu kürzen. In der Tat berechnen Reinhart und Sbrancia, dass diese ‚Repression‘ die Hälfte der fiskalischen Anpassung in den USA und in England nach dem Zweiten Weltkrieg ausmachte, und zwar durch den Zauber der Aufzinsung (compounding).
Heutzutage ist es schwer vorstellbar, dass irgendeine westliche Regierung unverhohlen eine zweite Welle einer solchen ‚Repression‘ forderte. Immerhin, wie Kevin Warsh, ein ehemaliger Fed-Gouverneur, kürzlich bemerkte, ist der Nachteil der finanziellen Repression, dass sie private Investitionen und das Kreditvergabewachstum drosselt. Und in jedem Fall ist es ein strittiger Punkt, ob eine solche Unterdrückung angesichts der globalisierten Natur der Märkte heute überhaupt umgesetzt werden könnte.
Trotzdem sind die politischen Anreize, um mit diesem Konzept zu flirten, klar. Denn die Schönheit einer getarnten Subvention besteht genau darin: Sie ist zu subtil, um von den meisten Wählern verstanden zu werden. Sie ist wohl auch eine gerechtere Form der Lastenteilung und damit politisch weniger trennend, als, sagen wir, staatliche Ausgabenkürzungen.
Darüber hinaus müssen Regierungen nicht unbedingt ‚repressiv‘ sein, um den ‚Repressions‘-Trick zu erzielen. Wie der Ökonom Alan Taylor beobachtet: wenn die Investoren so sehr verängstigt sind, dass sie keine alternativen Investitionsmöglichkeiten sehen können, könnten sie am Ende doch Staatsanleihen kaufen – selbst zu unattraktiven Preisen [Hervorhebung hinzugefügt]. Tatsächlich ist dies wohl das, was bereits heute im Markt für US-Schatzanweisungen oder der Welt der japanischen Staatsanleihen geschieht. Und vielleicht auch in der Eurozone. Als den Banken der Eurozone vor zwei Jahren 442 Milliarden Euro an Geldern von der Europäischen Zentralbank gegeben wurde, nutzten sie immerhin die Hälfte davon zum Kauf von Staatsanleihen – ohne jeden Zwang.
Wie immer Sie das auch nennen wollen, die Finanzen des Staates und des privaten Sektors werden von Tag zu Tag immer mehr miteinander verbunden. Das ist eine tiefe Ironie des ‚Markt‘-Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Und in 2012 wird sie sich nur noch vertiefen.“ (48)
Anders gewendet: Es dämmerte, dass „in Zeiten erheblicher öffentlicher und privater Verschuldungsüberhänge, vor allem nach Bankenkrisen, das Wachstum ausbleibt“. Wenn dem so ist, dann ist der Staat genötigt, „ein Mittel zur Reduzierung dieser Schulden zu finden, bevor es unbrauchbar wird oder Investoren aufhören, ihm Geld zu verleihen. Sie müssen Kapital im Inland erfassen, um das Finanzwesen zu bezahlen und die Staatsverschuldung abzubauen. Die vorrangige Schlussfolgerung ist, dass der Eintritt in solch eine stetige Dosierung der finanziellen Repression, die von einer ebenso stetigen Dosierung von Inflation begleitet wird, die Schulden / BIP-Verhältnisse reduziert.“ (49)
Das dazu in Umlauf gebrachte Geld dürfte eines Tages wieder hereingeholt werden müssen, wozu die Leitzinsen deutlich zu steigen haben – wodurch dann aber wiederum höhere Kapitalmarktzinsen entstehen, die die fragile Wirtschaft beeinträchtigen. Stefan Bielmeier, seit 2010 Chefvolkswirt und Leiter Research der DZ Bank, sagte dazu Ende 2015: „Wenn die Inflation sich dann schneller als erwartet beschleunigt, ist es nicht mehr mit kleinen Zinsschritten getan. In diesem Fall müssten die Notenbanken mit kräftigen Zinsanhebungen gegenhalten. Und das würde unvermeidlich eine starke Abkühlung der Weltwirtschaft auslösen.” (50)
Ob die Ende 2015 (völlig verspätet) eingeleitete „Zinswende“ (bzw. Anhebung des US-Leitzinses um gerade einmal 0,25 %) wie erhofft durchzuziehen ist, scheint recht unwahrscheinlich. Es gibt Signale, „dass die USA den konjunkturellen Hochpunkt bereits überschritten haben. Die Unternehmensgewinne sinken, die Nettoinvestitionsquote ist rückläufig.“ Resultieren könnte daraus, dass die Fed in die Bredouille gerät: „Sollte die Fed den Zinserhöhungszyklus beginnen und kommt es dann zum Abschwung oder gar zu einer – wenn auch nur leichten – Rezession, wäre die US-Notenbank nicht mehr die Institution, die die Wirtschaft stützt, solange die Inflation niedrig ist, sondern eine Institution, die wider besseres Wissen einen Abschwung verstärkt, um die selbst aufgebauten Erwartungen zu erfüllen.“ (51)
Höchstwahrscheinlich muss die Federal Reserve eines Tages wieder zurückrudern und einige Konzepte über Bord werfen. Bis dahin wird sie den US-Dollar stärken. Auch wenn das nicht ohne Belastungen zu haben ist, insbesondere für den Export, stellt sich dieser Schritt zur Wahrung der Hegemonieposition, welche die US-Währung innehat, durchaus mit Sinn behaftet dar: „Keine Nation hat jemals die globale Hegemonie durch die Schwächung ihrer Währung erreicht. Hegemonie erfordert eine starke Währung, denn die ultimative Arbitrage ist der Handel einer Fiat-Währung, die aus dem Nichts geschaffen wurde, gegen echte Waren und Güter.
Das Generieren der Währung aus dem Nichts und ihr Eintausch gegen Sachanlagen ist die Definition der Hegemonie. Gibt es irgendeine größere magische Kraft als diese?
Die Fed muss die Zinsen im Wesentlichen erhöhen, um den Dollar zu stärken und Rohstoffe wie Öl für die amerikanischen Verbraucher billig zu halten. Der direkteste Weg, um Rohstoffe billig zu halten, ist, seine Währung zu stärken, was die Rohstoffe, die in anderen Ländern produziert werden, billiger macht, indem die Stärkung der Kaufkraft der heimischen Wirtschaft auf die globale Ebene gezogen wird.“ (52)
Die Chancen stehen nicht gering, dass sich die Federal Reserve inmitten des „Super-Schulden-Zyklus‘“ in der Position wiederfinden wird, die entgegengesetzte Richtung einschlagen zu müssen, indem sie negative Zinsen in den USA einführt. Bereits im September 2015, als das Federal Open Market Committee (FOMC) entschied, ihre seit sieben Jahren kontinuierlich bestehende Zinspolitik beizubehalten und die Zinsen bei nahezu null Prozent zu belassen, wurde von einem Mitglied des Gremiums der Vorschlag unterbreitet, die Zinsen während des Jahres 2016 unterhalb von null Prozent zu setzen. Man geht davon aus, dass das nicht namentlich genannte FOMC-Mitglied der Präsident der Minneapolis Fed war, Narayana Kocherlakota. Er ist bekannt dafür, diese Option zu unterstützen. Gleiches vermag über John Williams von der San Francisco Fed gesagt zu werden. Und William Dudley, der Präsident der New York Fed, räumte im Oktober 2015 ein, dass das FOMC das Einführen negativer Zinsen während der Finanzkrise erwogen hätte. (53) In einem Interview, das er zu der Zeit einem US-TV-Sender gab, äußerte Dudley: „Einige der Erfahrungen [in Europa] legen nahe, dass wir vielleicht negative Zinsen nutzen können und die Kosten nicht so groß sind, wie man erwarten würde.“ Er bestätigte, dass die Option von der Federal Reserve unter dem Vorsitzenden Bernanke erwogen worden sei, um schließlich aber abgelehnt zu werden, und dies „aufgrund einiger Bedenken, dass die Kosten die Vorteile überwiegen könnten.“ (54)
Am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos meinte der Harvard-„Star-Ökonom“ Kenneth Rogoff, dass die Zentralbanken über negative Zinsen nachdenken müssten. Dabei regte er die Herausgabe von Geldscheinen mit größeren Nennwerten an. (55) Wenig später war William Dudley dahingehend zu vernehmen, dass die Federal Reserve bei ihrer Zinspolitik die Zustände im globalen Finanzsystem zu berücksichtigen habe. Sollte die Entwicklung der Weltwirtschaft zu einem weiteren Anstieg des US-Dollar führen, „könnte dies signifikante Konsequenzen für uns haben“. (56) Die Signale, die Märkte für einen Rückzug von weiteren Zinsanhebungen erhielt, brachten dem US-Dollar in der ersten Februar-Woche 2016 einen der größten Kursstürze der letzten 20 Jahre ein. David Bloom, der bei HSBC arbeitet, sagte gegenüber Ambrose Evans-Pritchard vom Daily Telegraph, dass „die blasenschlagende Dollar-Rallye der letzten drei Jahre weitgehend vorbei sei und sich umkehren könne, indem schwache Wirtschaftszahlen in den USA die Fed zwingen würde, von vier lose für dieses Jahr geplanten Zinsanhebungen Abstand zu nehmen.“ (57) Ähnlich äußerte man sich bei Bank of America und JPMorgan Chase. Leitende Angestellte beider Banken legten nahe, dass das Federal Reserve System die Zinsen unterhalb von null Prozent setzen könnte, wenn traditionellere Maßnahmen nicht helfen sollten, die US-Wirtschaft aus der Rezession herauszuhalten. Mit Blick auf die Vertreter der Federal Reserve sagte zum Beispiel Mark Cabana von Bank of America in New York, dass diese zwar immer noch Bedenken hegten, „aber nicht mehr sosehr, wie sie es einst taten.“ Michael Feroli von JPMorgan schrieb in einem Bericht, dass die Fed den Einsatz negativer Zinsen überlegen könnte, da die fünf Länder, die bisher so vorgegangen seien, keine Schwierigkeiten mit einer verstärkten Bargeldhortung erlebt hätten – ein Risiko, vor dem Kenneth Garbade und Jamie McAndrews, zwei Analysten der New York Fed, im August 2012 gewarnt hatten. (58) Lael Brainard, ein Mitglied des Fed-Vorstands, meinte im Februar 2016, dass die Fed bei ihrer Zinspolitik „sehr vorsichtig“ vorgehen müsse, (59) während der Fed-Vize-Vorsitzende Stanley Fischer verlautbarte, dass die US-Notenbank keinen Plan hätte, um negative Zinsen einzusetzen, aber das Problem werde untersucht. Auf einer Energiekonferenz in Houston bewertete er die Reaktion auf die Einführung negativer Zinsen in Ländern wie Dänemark als „besser, als die Leute dachten“. (60) Aus den FOMC-Protokollen des März 2016 ging schließlich hervor, dass sich die Mitglieder des FOMC uneins waren, wie es mit der Zinspolitik in den USA weitergehen sollte. Einige Mitglieder traten für eine schnelle Anhebung der Zinsen ein, während sich andere dagegen aussprachen. Es wurde angedeutet, dass man die „Leitzinsen in diesem Jahr nicht im vorher in Aussicht gestellten Ausmaß erhöhen“ wolle, hieß es. (61)
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnte in ihrem ersten Vierteljahresbericht für 2016, dass die Marktteilnehmer den Glauben an die „heilenden Kräfte“ von Zentralbanken verlören. (62) Kurz darauf nahm die amerikanische Notenbank weiter Tempo aus der Zinswende, als sie Mitte März 2016 die Leitzinsen unverändert ließ und die Erwartungen für weitere Zinsanhebungen drosselte. Das Wort von „Warten auf Godot“ machte die Runde. (63)
Zugleich wurden die Vorzüge der neo-chartalistischen Denkschule in Position gebracht, wonach von Defizitausgaben keine besondere Gefahr ausgehen würde. „Egal, ob es negative Zinsen sind oder ob es das Hubschrauber-Geld ist, bei dem frisch geprägtes Bargeld direkt an die Verbraucher geliefert wird, die Zentralbanken spähen in ihre Werkzeugkästen hinein, um zu sehen, was noch übrig ist“, berichtete Bloomberg. „Trotz all ihrer Innovationen bleibt die wirtschaftliche Erholung innerhalb der industriellen Welt unterdurchschnittlich.“ Dementsprechend würden die „Forderungen an die Regierungen, Hilfsmaßnahmen zu ergreifen, immer lauter.“ Thomas Costerg, ein Ökonom der Standard Chartered Bank in New York, meinte, es setze sich die Überzeugung durch, dass der Geldpolitik die Munition ausgehe. „Der Schwerpunkt verlagert sich nun auf die Fiskalpolitik.“ Ginge es nach den Überzeugungen der sogenannten Modern Monetary Theory, hätte der Fokus dort die ganze Zeit über gelegen. „Diese in etwa 20 Jahre alte Lehre, am Rande ökonomischen Denkens gelegen, erhält mit ihrer unkonventionellen Auffassung von Staatsausgaben in Ländern mit eigener Währung Gehör.“ Die MMT-Vertreter bringen vor, dass solche Länder sich keinem Risiko einer Fiskalkrise ausgesetzt sähen: „Sie mögen Schulden in, sagen wir, Dollar oder Yen haben – aber sie sind auch die Monopol-Schöpfer von Dollar oder Yen, so dass sie ihre Verpflichtungen stets erfüllen können. Aus dem gleichen Grund brauchen sie die Ausgaben nicht durch die Erhebung von Steuern oder den Verkauf von Anleihen zu finanzieren.“ (64)
Bislang sei auf MMT-Vertreter wenig gehört worden. „,Sie sind aus den Zentralbanken ausgeschlossen, den Finanzministerien und den Schatzämtern der Welt‘, sagte Joe Gagnon, Senior Fellow am Peterson Institute for International Economics in Washington und ehemaliger Ökonom des Federal Reserve-Vorstands. Gagnon teilt nicht alle MMT-Überzeugungen, denkt aber, dass es genügend Leerlauf in der Weltwirtschaft gibt, dass ,es eine gute Zeit dafür wäre, dass sie Einfluss bekämen.“ (65)
Nomi Prins ging derweil davon aus, dass das Schneeballsystem des globalen Finanzsystems seinem Ende zugehe, jedoch gäbe es Marktakteure (Zentralbanken), die verschiedene Teile des Systems zusammenzuhalten versuchten – „und deshalb sehen wir diese ausgeprägte Volatilität“ in den globalen Märkten. Das Ende komme, „sobald es keine weiteren kreativen Konzepte seitens dieser Zentralbanken mehr gibt, um die künstliche Stimulation der Märkte bereitzustellen.“ Bis dahin werde der hohen Volatilität in den globalen Märkten „mit entsprechenden Eingriffen begegnet, was beispiellos ist. Die Stimulation existiert und wir müssen das anerkennen, so beispiellos und bizarr das auch ist, und es gibt Hinweise darauf, dass es so weitergehen wird.“ (66)
Im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos 2016 meldete sich ein ehemaliger Ökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel, William R. White, zu Wort, der zu den Propheten der Finanzkrise 2007/08 gehörte. Ambrose Evans-Pritchard vom Londoner Daily Telegraph schrieb in dem Artikel World Faces Wave of Epic Debt Defaults, Fears Central Bank Veteran, dass der bewusste Herr White am Vorabend des Weltwirtschaftsforums im schweizerischen Davos befand: das globale Finanzsystem sei gefährlich unstabil und sähe sich einer Pleitelawine gegenüber, die die soziale und politische Stabilität testen werde. Die Situation stelle sich schlimmer als im Jahre 2007 dar. Die makroökonomische Munition, um damit Abschwünge zu verhindern, wäre aufgebraucht. Außerdem seien die Schulden während „der letzten acht Jahren (…) weiter aufgebaut worden und sie haben in jedem Teil der Welt Ebenen erreicht, dass sie eine potente Ursache für Unheil werden können. In der nächsten Rezession wird es offensichtlich werden, dass viele dieser Schulden niemals bedient oder zurückgezahlt werden, und das wird für eine Menge Leute unbequem, die denken, dass sie Vermögenswerte besitzen, die etwas wert sind.“ Die Frage, die sich stelle, sei lediglich, „ob wir in der Lage sind, der Realität in die Augen zu schauen und das, was kommt, in einer geordneten Weise zu begegnen, oder ob es unordentlich werden wird. Schuldenerlässe gab es schon seit 5000 Jahren, bis hin zurück zu den Sumerern.“ (67)
Ambrose Evans-Pritchard selber gab mir im Sommer 2014 in London Auskunft darüber, dass die Welt seit Ausbruch der Krise 2007/08 keiner Lösung ihrer wirtschaftlichen und finanziellen Probleme nähergekommen sei.
Lars Schall: Ambrose, haben wir irgendetwas in Bezug auf die Ursachen der Finanzkrise 2007/08 gelöst?
Ambrose Evans-Pritchard: Nein, wir argumentieren noch immer darüber, nichts ist gelöst, wir sind keinem allgemeinen Verständnis nähergekommen. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sagt, dass sie auf die extrem niedrigen Zinsen der letzten 15, 20 Jahre zurückzuführen ist, die Zentralbanken seien dafür verantwortlich, und wir tun es erneut; die Monetaristen sagen, sie sei 2008 völlig unnötig verursacht worden, weil die Federal Reserve die Geldmenge zusammenbrechen ließ und dies hätte vermieden werden können; es gibt die Ansicht der Keynesianer, dass sie von der Struktur der Globalisierung verursacht worden sei, durch übermäßiges Sparen in Asien, zu viel Sparen und zu wenig Ausgaben in China, all diese strukturellen Probleme, von denen keines gelöst wurde; und hier sind wir wieder zurück in derselben Position, nur schlimmer, weil die Schulden jetzt höher sind. (…) Wir gehen in den nächsten Abschwung also noch weiter gedehnt hinein.“
Evans-Pritchard prognostizierte zwar keinen Crash, als ich ihn bewusst danach fragte; man stecke aber in einer Falle und müsse sehr vorsichtig agieren, und letztlich sei möglicherweise ein Schuldenerlass vonnöten. Im letzteren Fall würden „viele Menschen eine Menge Geld verlieren, aber das muss nicht besonders schädlich für die Wirtschaft sein.“ (68)
Die Probleme, die zur Krise geführt haben, sind nicht gelöst worden, und unter dem Strich steht nach Jahren an Zero Interest Rate Policy und QE allemal zu Buche, dass die US-Wirtschaft dadurch nicht angekurbelt wurde. Dafür sind die Anleihe- und Aktienmärkte immens verzerrt worden. „Wir leben mit der Instabilität eines Systems, das durch Zentralbankmanöver und deren Hebelwirkung und nicht durch etwas organisch oder unabhängig Nachhaltiges gestützt wird. Weil die Zinssätze so niedrig sind, erzeugt jedes Unternehmen, das Zugang zu diesem billigen Kapital hat oder anderer Leute Geld verbrennen kann, Blasen, indem es anderswo auf Renditejagd geht – bei Staatsanleihen, an den Aktienmärkten, bei Leveraged Loans von fremdkapitalintensiven Firmen wie im Öl- und Gassektor und bei komplexen Derivateprodukten, die aus Währungs-, Rohstoff- und Kreditkomponenten bestehen.“ (69)
Was wir im Zuge der Renditejagd beispielsweise beobachten, ist ein seit nunmehr grob 45 Jahren permanent netto massiv steigendes Bondvolumen bei gleichzeitig immer schlechter werdenden Besicherungen dieser Bonds. (70) Das qualifiziert sich durchaus als Blase. Zumindest wenn man den Begriff „Blase“ grundlegend definiert wie Markus Brunnermeier, ein Ökonom an der Princeton University – namentlich als eine massive Trennung des aktuellen Preises vom zugrunde liegenden Wert der Finanzanlage. Laut Brunnermeier sind die Hauptmerkmale von Blasen diese: „Blasen gehen typischerweise einher mit dramatischen Preissteigerungen für Vermögenswerte, denen ein Zusammenbruch folgt. Blasen entstehen, wenn der Preis den fundamentalen Wert eines Vermögenswerts übersteigt.“ (71)
Ein weiteres Merkmal von Blasen besteht laut dem kanadischen Geldmanager Marshall Auerback darin, „dass die Preisbeschleunigung als Gegenstand der Blase (unabhängig davon, ob es sich um Aktien, Anleihen, Immobilien, holländische Tulpen oder Dotcom-Unternehmen handelt) den zugrunde liegenden Wert des Vermögenswerts mit der zunehmenden Reife und Intensität der Blase bei weitem übersteigt.“ (72)
Als ich ihn auf seine größten Sorgen ansprach, so die Weltwirtschaft betroffen ist, antwortete mir der „Handelsblatt“-Korrespondent Norbert Haring im April 2013: „Die Versuche der Zentralbanken, die Wirtschaft wieder zu starten, gründen fast ausschließlich auf das neuerliche Aufblasen von Asset-Märkten. Dies bedeutet, dass die Höhe der Verschuldung in der Wirtschaft nicht reduziert wird. Es könnte sein, dass die ultimative Krise auf diese Weise nur verschoben wird.“ (73)
Man erkaufte sich also Zeit und erweiterte die Fallhöhe. Nicht mehr, nicht weniger.
QUELLEN:
(1) James Cumes: “Cold Turkey for Financial Addiction”, veröffentlicht von Asia Times Online am 13. September 2007 unter: http://www.atimes.com/atimes/Global_Economy/II13Dj03.html.
(2) Vgl. Wolfgang Berger: „Die Finanzindustrie auf der Titanic: Tanzen solange die Musik spielt“, veröffentlicht in „Humane Wirtschaft“ im Oktober 2011. Es handelt sich hierbei um Forschungsergebnisse von Andrew Lo, Direktor eines Laboratoriums am Massachusetts Institute of Technology, MIT.
(3) Vgl. Jane Wollman Rusoff: “Greed, Sex and Drugs on Wall St.: Therapist to Financial Pros Tells All”, veröffentlicht von ThinkAdvisor am 7. Januar 2014 unter: http://www.thinkadvisor.com/2014/01/07/greed-sex-and-drugs-on-wall-st-therapist-to-financ.
(4) Vgl. Jake Hanrahan: “Inside The Minds Of The Wall Street Elite”, veröffentlicht von Sabotage Times am 26. Januar 2014 unter: http://sabotagetimes.com/life/inside-the-minds-of-the-wall-street-elite. Ähnliches lässt sich für den Finanzschauplatz London feststellen: Unterhalb der Woche, wenn gearbeitet wird, ist London in Sachen Verbrauch die „Kokain-Hauptstadt“ Europas; am Wochenende geht der Kokain-Konsum messbar zurück. „Der ehemalige Chef-Drogenberater der Regierung David Nutt sagte, der Rückgang des Kokainkonsums in London am Wochenende trete auf, ,weil die Reichen die Stadt an den Wochenenden zu ihren Landhäusern verlassen‘.“ Vgl. Jamie Johnson: “London is Europe’s cocaine capital – but only during the week”, veröffentlicht von The Daily Telegraph am 13. Dezember 2016 unter: http://www.telegraph.co.uk/news/2016/12/13/london-overtaken-antwerp-europes-weekend-cocaine-capital/.
(5) James Cumes: “Cold Turkey for Financial Addiction”, a.a.O. Den Markt für die global verkauften Erzeugnisse der „strukturierten Finanzierung“ dominierten wenige große Akteure in den USA. Ein Beispiel: „Von 2002 bis 2007“, unter der Ägide von George W. Bush, „produzierten die größten US-Banken 80 % der zirka 14 Billionen US-Dollar an globalen MBS (Mortgage-Backed Securities), ABS (Asset-Backed Securities), CDO (Collateralized Debt Obligations) und anderen Arten von verpackten Vermögenswerten, die in jenen Jahren hergestellt wurden. Internationale Banken kreierten die anderen 20 Prozent. Riskante Subprime-Darlehen und auf diesen basierende Wertpapiere waren das am schnellsten wachsende Segment des Markts für hypothekenbesicherte Wertpapiere (MBS).” Vgl. Nomi Prins: ”All the President’s Bankers – The Hidden Alliances that Drive American Power”, Nation Books, New York, 2014, Seite 403.
(6) Ebd.
(7) Vgl. ebd.
(8) Vgl. Lars Schall: “The Great Global Bank Robbery”, Interview mit William K. Black, veröffentlicht auf LarsSchall.com am 21. April 2010 unter: http://www.larsschall.com/2010/04/21/interwiew-with-bill-black-the-great-global-bank-robbery/.
(9) “Before the 2000 presidential election, candidate George W. Bush promised that he would tap the Social Security Trust Fund only in the event of war, recession or national emergency. On Sept. 11, he was quoted by his budget director, Mitch Daniels, as saying, ’Lucky me! I hit the trifecta!’” Vgl. Michael C. Ruppert: “The Gathering Storm”, veröffentlicht von From the Wilderness am 7. Juli 2002 unter. http://www.copvcia.com/free/ww3/070802_alert.html.
(10) 2002 wurde ein militärisches Kommando für Nord-Amerika eingerichtet: NORTHCOM. Peter Dale Scott erklärte in einem Interview mit mir dazu: “So the military is now involved in overseeing what goes on in this country the same way that they are worried about what is going on in Latin America and Africa, or CENTCOM is in Central Asia. We have had for a century and more in this country laws which prohibit the United States armed forces from being involved in regular law enforcement – this goes back to the period after the Civil War, when essentially the U.S. Army occupied the South and eventually the South got laws passed to stop that from happening. Well, those laws are still on the statute books, but they are being broken because American armed forces are now collaborating with local law enforcement and, to my dismay, with private intelligence companies – they out-sourced surveillance to private corporations who are now involved in surveilling of Americans: not just al-Qaida supporters, but anti-war activists, all kinds of people like me for example, a college professor. Anything they want to know I’m happy to tell them, but they prefer to work by secret surveillance. We’re being conditioned to accept that the military have a role in dealing with emergencies – and (…) we have a state of emergency in this country today, in 2011, that was proclaimed three days after 9/11. There is an act of Congress which says that any state of emergency must be reviewed by Congress within six months, and then it must be either approved or terminated. Well, that has not happened. We’ve had ten years in which the law has been broken by Congress. It’s not that Congress has an option to do this, it is required to do it, it hasn’t done it. A former Congressman and I tried to create a campaign about this, to get them to do something, and one Congressman told a constituent: Oh, well, that law – that law is being overwritten by Continuity of Government. Well, if that’s true it’s a corroboration of the claim that COG has already involved suspension of the American Constitution, because the heart of the American Constitution is checks and balances, and Congress limiting the power of the Executive.” Vgl. Lars Schall: “America, Would You Please Wake Up!”, Interview mit Peter Dale Scott, veröffentlicht von LarsSchall.com am 7. August 2011 unter: http://www.larsschall.com/2011/08/07/america-would-you-please-wake-up/.
(11) Al Martin: “FEMA, CILFs and State Security: Shocking Updates”, veröffentlicht am 28. November 2005, zitiert in Ellen Brown: “Mystery Prison Buses in the Desert”, veröffentlicht von Global Research am 22, Januar 2009 unter: http://www.globalresearch.ca/mystery-prison-buses-in-the-desert/11951.
(12) Vgl. Bradford Richardson: “Ex-GAO head: US debt is three times more than you think”, veröffentlicht von The Hill am 7. November 2015 unter: http://thehill.com/blogs/blog-briefing-room/news/259476-ex-gao-head-us-debt-is-three-times-more-than-you-think.
(13) Vgl. Ted Gupberryville: “Civil Defense Doomsday Hideaway”, veröffentlicht von Time am 24. Juni 2001 unter: http://content.time.com/time/magazine/article/0,9171,156041,00.html, sowie James Mann: “The Armageddon Plan”, veröffentlicht von The Atlantic im März 2004 unter: http://www.theatlantic.com/magazine/archive/2004/03/the-armageddon-plan/302902/.
(14) Vgl. Barton Gellman / Susan Schmidt: “Shadow Government Is at Work in Secret”, veröffentlicht von The Washington Post am 1. März 2002 unter: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2006/06/09/AR2006060900891.html, sowie Spencer S. Hsu: “Bush Changes Continuity Plan”, veröffentlicht von The Washington Post am 10. Mai 2007 unter: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2007/05/09/AR2007050902719.html.
(15) Peter Dale Scott: “War, Martial Law, and the Economic Crisis”, veröffentlicht auf Global Research am 23. Februar 2011 unter: http://www.globalresearch.ca/war-martial-law-and-the-economic-crisis/23354.
(16) WCAX, Burlington, Vermont, http://www.wcax.com/Global/story.asp?S= 9567271, 22 December 2008; Cf. CNBC, http://www.cnbc.com/id/27423117, 30 October 2008: ” ‘You can get paid $30 million under this program’, says Michael Kesner, who heads Deloitte Consulting executive compensation practice, ‘There’s no limit on what you can get paid.’ ” Zitiert in Peter Dale Scott: “War, Martial Law, and the Economic Crisis”, a.a.O.
(17) John Dunbar, AP, http://biz.yahoo.com/ap/081025/meltdown_evolving_bailout.html, 25 October 2007. Zitiert in Peter Dale Scott: “War, Martial Law, and the Economic Crisis”, a.a.O.
(18) Peter Dale Scott: “War, Martial Law, and the Economic Crisis”, a.a.O. Im Zusammenhang mit dem Troubled Asset Relief Program (TARP) ist ein wissenschaftliches Papier interessant, welches von Forschern der University of Colorado, Stanford University, University of Navarra und der University of Pennsylvania stammt. Die Forscher zeigen darin auf, dass politisch gut vernetzte Finanzakteure die ihnen zugänglichen Informationen zu Insider Trading-Aktivitäten in der Finanzkrise nutzten. Vgl. Avi Asher-Shapiro / David Sirota: “Big Data Exposes How Politically Connected Traders Cashed In During the Financial Crisis”, veröffentlicht von International Business Times am 28. September 2016 unter: http://www.ibtimes.com/political-capital/big-data-exposes-how-politically-connected-traders-cashed-during-financial-crisis.
(19) Vgl. Mike Sunnucks, “Ariz. Police say they are Prepared as War College warns Military must prep for Unrest; IMF warns of Economic Riots”, Phoenix Business Journal, http://phoenix.bizjournals.com/phoenix/stories/2008/12/15/daily34.html, 17 December 2008, und: 1170 KFAQ, “Paulson Was Behind Bailout Martial Law Threat”, Blacklisted News, http://www.blacklistednews.com/news-2367-0-13-13–.html, 23 November 2008. Zitiert in Peter Dale Scott: “War, Martial Law, and the Economic Crisis”, a.a.O.
(20) Rep. Brad Sherman, in the House, 8:07 EST PM, http://www.youtube.com/watch?v=HaG9d_4zij8&NR=1, 2 October 2008; Rep. Sherman later issued the following clarification: “I have no reason to think that any of the leaders in Congress who were involved in negotiating with the Bush Administration regarding the bailout bill ever mentioned the possibility of martial law – again, that was just an example of extreme and deliberately hyperbolic comments being passed around by members not directly involved in the negotiations.” See Rep. Sherman, Alex Jones Show, http://www.youtube.com/watch?v=_bH1mO8qhCs. But cf. Rep. Michael Burgess (R-TX, 26th District, Fort Worth), also on the Congressional floor: “I understand we’re under martial law, as declared by the speaker [Nancy Pelosi] last night” (in Congress): http://www.youtube.com/watch?v=l7B4laX1E70&NR=1). Zitiert in Peter Dale Scott: “War, Martial Law, and the Economic Crisis”, a.a.O.
(21) Vgl. James K. Galbraith: “A Bailout We Don’t Need”, veröffentlicht von The Washington Post am 25. September 2009 unter: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2008/09/24/AR2008092403033.html.
(22) Vgl. Lars Schall: „There Is No Return To Self-Sustaining Growth“, Interview mit James K. Galbraith, veröffentlicht von Business Insider am 2. Februar 2010 unter: https://www.businessinsider.com/galbraith-lack-of-regulation-got-us-into-this-mess-bring-it-back-2010-2?IR=T.
(23) Nomi Prins: “It Takes A Pillage”, John Wiley & Sons, Hoboken, 2011, Seite 132.
(24) Vgl. David Brooks: “The Establishment Lives!”, veröffentlicht von The New York Times am 22. September 2008 unter: http://www.nytimes.com/2008/09/23/opinion/23brooks.html?_r=0.
(25) Vgl. Adam Smith: “An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations” und John Locke: “Treatise of Civil Government”, zitiert in Michael Parenti: “Contrary Notions: The Michael Parenti Reader”, City Lights Books, San Francisco, 2007, Seite 243.
(26) Vgl. James Andrew Felkerson: “$29,000,000,000,000: A Detailed Look at the Fed’s Bailout by Funding Facility and Recipient“, Levy Economics Institute of Bard College, Working Paper No. 698, Dezember 2011, veröffentlicht online unter: http://www.levyinstitute.org/publications/29000000000000-a-detailed-look-at-the-feds-bailout-by-funding-facility-and-recipient.
(27) Lars Schall: „Die Entwertung gegenüber Gold ist die Inflation“, Interview mit James G. Rickards, veröffentlicht auf Goldseiten am 14. Juni 2011 unter: http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=16438.
(28) Lars Schall: „Wir sind in keiner Erholung“, Interview mit Nomi Prins, veröffentlicht auf Goldseiten am 8. März 2011 unter: http://www.goldseiten.de/content/diverses/artikel.php?storyid=15610.
(29) Ebd.
(30) Vgl. Andrew Huszar: “Confessions of a Quantitative Easer”, veröffentlicht von The Wall Street Journal am 11. November 2013 unter: http://www.wsj.com/news/articles/SB10001424052702303763804579183680751473884.
(31) Vgl. Stephen D. Williamson: “Current Federal Reserve Policy Under the Lens of Economic History: A Review Essay”, Federal Reserve Bank of St. Louis, Working Paper 2015-015A, veröffentlicht im Juli 2015 unter: https://research.stlouisfed.org/wp/2015/2015-015.pdf.
(32) Philippa Malmgren: “Signals – The Breakdown of the Social Contract and the Rise of Geopolitics”, Grosvenor House Publishing, Guildford, 2015, Seite 107.
(33) Vgl. ebd., Seiten 107-108.
(34) Vgl. ebd., Seite 163.
(35) Ebd.
(36) Vgl. Ambrose Evans-Pritchard: “Helikopter-QE wird niemals rückgängig gemacht werden“, veröffentlicht von LarsSchall.com am 4. April 2013 unter: http://www.larsschall.com/2013/04/04/helikopter-qe-wird-niemals-ruckgangig-gemacht-werden/.
(37) Vgl. Nomi Prins: „Der Taper-Mythos der Fed und die Großen Sechs Banken“, veröffentlicht auf LarsSchall.com am 10. Dezember 2013 unter: http://www.larsschall.com/2013/12/10/der-taper-mythos-der-fed-und-die-grossen-sechs-banken/.
(38) Vgl. ebd.
(39) Vgl. ebd. Die besagten großen sechs Banken in den USA hielten 2012 rund „9,5 Billionen US-Dollar an Vermögenswerten, was einem im Wert von rund 65 Prozent des BIP entsprach. Ihre gemeinsamen Handelserlöse betrugen fast 93 Prozent der gesamten Handelserlöse aller anderen Banken zusammen.“ Vgl. Nomi Prins: ”All the President’s Bankers”, a.a.O., Seite 395.
(40) Vgl. Anderson Lanham: “UC Berkeley professor, research team find evidence of information leaks by Fed”, veröffentlicht von The Daily Californian am 30. November 2015 unter: http://www.dailycal.org/2015/11/30/uc-berkeley-professor-research-team-find-evidence-information-leaks-fed/.
(41) Vgl. Philippa Malmgren: “Signals”, a.a.O., Seite 162.
(42) Vgl. Ambrose Evans-Pritchard: “Global finance faces $9 trillion stress test as dollar soars”, veröffentlicht von The Daily Telegraph am 11. März 2015 unter: http://www.telegraph.co.uk/finance/comment/ambroseevans_pritchard/11465481/Global-finance-faces-9-trillion-stress-test-as-dollar-soars.html.
(43) Vgl. Michael S. Derby: “Former Fed Chief Greenspan Worried About Future of Monetary Policy”, veröffentlicht von The Wall Street Journal am 29. Oktober 2014 unter: http://www.wsj.com/articles/former-fed-chief-greenspan-worried-about-future-of-monetary-policy-1414597627.
(44) Vgl. John Mauldin: “All QE2, All the Time”, veröffentlicht von Safe Haven am 28. September 2010 unter: http://www.safehaven.com/article/18355/all-qe2-all-the-time. Narayana Kocherlakota von der Federal Reserve Bank of Minneapolis legte 2011 nahe, dass die Nullzinspolitik und Quantitative Easing eine Deflation bewirkten. “This caused consternation, and he quickly retreated. Stephen Williamson, from the St Louis Fed, picked up the refrain last November in a paper entitled ’Liquidity Premia and the Monetary Policy Trap’, arguing that that the Fed’s actions are pulling down the ’liquidity premium’ on government bonds (by buying so many). This in turn is pulling down inflation. The more the policy fails – he argues – the more the Fed doubles down, thinking it must do more. That too caused a storm.“ Vgl. Ambrose Evans-Pritchard: “The nagging fear that QE itself may be causing deflation”, veröffentlicht von The Daily Telegraph am 4. Juni 2014 unter: http://www.telegraph.co.uk/finance/comment/ambroseevans_pritchard/10876377/The-nagging-fear-that-QE-itself-may-be-causing-deflation.html.
(45) Vgl. Henry Bonner: “Sprott’s Thoughts: Interview with Ex-Congressman David Stockman”, veröffentlicht von Sprott Global am 24. November 2014 unter: http://sprottglobal.com/thoughts/articles/interview-with-ex-congressman-david-stockman-i-think-crony-capitalism-will-be-very-hard-to-uproot/.
(46) Vgl. Federal Reserve Bank of New York: “Primary Dealers List”, veröffentlicht unter: https://www.newyorkfed.org/markets/pridealers_current.html.
(47) Vgl. Henry Bonner: “Sprott’s Thoughts: Interview with Ex-Congressman David Stockman”, a.a.O.
(48) Vgl. Chris Powell: „Was ist ,Finanzrepression‘?”, veröffentlicht auf LarsSchall.com am 31. Dezember 2011 unter: http://www.larsschall.com/2011/12/31/was-ist-finanzrepression/.
(49) Ben Davies: „Wert in einer Welt der Finanzrepression“, veröffentlicht auf LarsSchall.com am 27. Juli 2012 unter: http://www.larsschall.com/2012/07/27/wert-in-einer-welt-der-finanzrepression/.
(50) Vgl. Stefan Bielmeier: „Schuldenspirale – Dr. Yellen oder wie wir lernen, die Schulden zu lieben“, veröffentlicht von WirtschaftsWoche am 21. Oktober 2015 unter: http://www.wiwo.de/politik/konjunktur/schuldenspirale-dr-yellen-oder-wie-wir-lernen-die-schulden-zu-lieben/12472618.html.
(51) Vgl. Fabian Fritzsche: „Historische Zinswende zur Unzeit“, veröffentlicht auf WirtschaftsWunder am 16. Dezember 2015 unter: http://neuewirtschaftswunder.de/2015/12/16/fabian-fritzsche-historische-zinswende-zur-unzeit/.
(52) Charles Hugh Smith: “Why the Fed Has to Raise Rates”, veröffentlicht von Of Two Minds am 4. Dezember 2015 unter: http://www.oftwominds.com/blogdec15/Fed12-15.html
(53) Vgl. Brendan Greeley: “The Great Negative Rates Experiment”, veröffentlicht von Bloomberg am 22. Oktober 2015 unter: http://www.bloomberg.com/news/articles/2015-10-22/the-great-negative-rates-experiment.
(54) Greg Robb: “Fed officials seem ready to deploy negative rates in next crisis”, veröffentlicht von MarketWatch am 12. Oktober 2015 unter: http://www.marketwatch.com/story/fed-officials-seem-ready-to-deploy-negative-rates-in-next-crisis-2015-10-10.
(55) Vgl. “Central Banks Need to Think About Negative Rates: Rogoff”, veröffentlicht von Bloomberg am 20. Januar 2016 unter: http://www.bloomberg.com/news/videos/2016-01-20/central-banks-need-to-think-about-negative-rates-rogoff.
(56) Sam Fleming / Robin Wigglesworth: “Dudley Flags Tight Conditions Ahead of Fed Meeting”, veröffentlicht von Financial Times am 3. Februar 2016 unter: http://www.ft.com/intl/cms/s/0/5966a182-ca92-11e5-a8ef-ea66e967dd44.html#axzz3zWS8Hwjf.
(57) Ambrose Evans-Pritchard: “Dollar tumbles as Fed rescues China in the nick of time”, veröffentlicht von The Daily Telegraph am 4. Februar 2016 unter: http://www.telegraph.co.uk/finance/economics/12141369/Dollar-tumbles-as-Fed-rescues-China-in-the-nick-of-time.html.
(58) Vgl. Alexandra Scaggs: “The Probability of Negative U.S. Rates Is on the Rise”, veröffentlicht von Bloomberg am 8. Februar 2016 unter: http://www.bloomberg.com/news/articles/2016-02-08/negative-rates-seen-as-option-for-fed-as-boj-ecb-pave-the-way. Für die Warnung von Garbade und McAndrews im Jahre 2012 siehe Kenneth Garbade / Jamie McAndrews: “If Interest Rates Go Negative . . . Or, Be Careful What You Wish For“, veröffentlicht von Liberty Street Economics am 29. August 2012 unter: http://libertystreeteconomics.newyorkfed.org/2012/08/if-interest-rates-go-negative-or-be-careful-what-you-wish-for.html#.VrTNnLIrIuU.
(59) Vgl. Sam Fleming: “Fed governor Brainard warns rate rises may be at slower pace”, veröffentlicht von Financial Times am 26. Februar 2016 unter: http://www.ft.com/intl/cms/s/0/44295d22-dccc-11e5-8541-00fb33bdf038.html#axzz41YfUv9Ah.
(60) Vgl. Howard Schneider: “Fischer says no Fed plan to move to negative interest rates”, veröffentlicht von Reuters am 23. Februar 2016 unter: http://www.reuters.com/article/usa-fed-fischer-rates-idUSL2N163027.
(61) Vgl. „Fed-Protokoll: Einige Notenbanker gegen Zinserhöhung im April“, veröffentlicht von Finanzen.Net am 6. April 2016 unter: http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/Gegenwind-fuer-US-Wirtschaft-Fed-Protokoll-Notenbanker-gegen-Zinserhoehung-im-April-4816222
(62) Vgl. Marc Jones: “Faith in central banks‘ healing powers faltering: BIS”, veröffentlicht von Reuters am 6. März 2016 unter: http://www.reuters.com/article/us-bis-centralbanks-idUSKCN0W80E0.
(63) Letztlich zog die Federal Reserve die Zinsen an, ehe sie vorsichtigen Schrittes und von nervösen Märkten begleitet im März 2017 dort anlangten, wo sie zuletzt Ende 2008 standen. Bezüglich der nervösen Märkte fiel einige Monate zuvor ein Wortbeitrag von Kevin Warsh, einem frühen Führungsmitglied der Fed, auf, als er schrieb, dass die Fed die Finanzmärkte oft wie ein Tier behandle, das gezähmt werden müsse, oder – und hier wurde interessant – „als ein zu manipulierender Markt“. Vgl. Kevin Warsh: “The Federal Reserve Needs New Thinking“, veröffentlicht von The Wall Street Journal am 24. August 2016 unter: https://www.wsj.com/articles/the-federal-reserve-needs-new-thinking-1472076212.
(64) Vgl. Michelle Jamrisko: “Ignored for Years, a Radical Economic Theory Is Gaining Converts”, veröffentlicht von Bloomberg am 14. März 2016 unter: http://www.bloomberg.com/news/articles/2016-03-13/ignored-for-years-a-radical-economic-theory-is-gaining-converts.
(65) Ebd.
(66) Vgl. “Nomi Prins – Keynote Speaker Who Recently Addressed The Fed, IMF And World Bank, Warns ’It’s All Coming To An End’”, veröffentlicht von King World News am 13. November 2015 unter: http://kingworldnews.com/nomi-prins-keynote-speaker-who-recently-addressed-the-fed-imf-and-world-bank-warns-its-all-coming-to-an-end/.
(67) Vgl. Ambrose Evans-Pritchard: “World faces wave of epic debt defaults, fears central bank veteran”, veröffentlicht von The Daily Telegraph am 19. Januar 2016 unter: http://www.telegraph.co.uk/finance/financetopics/davos/12108569/World-faces-wave-of-epic-debt-defaults-fears-central-bank-veteran.html.
(68) Vgl. Lars Schall: “Ironically, America has never been as powerful financially as it is now“, Interview mit Ambrose Evans-Pritchard, veröffentlicht von LarsSchall.com am 26. August 2014 unter: http://www.larsschall.com/2014/08/26/ironically-america-has-never-been-as-powerful-financially-as-it-is-now/.
(69) Vgl. Nomi Prins: “The 2015 Financial Meltdown & More”, veröffentlicht auf NomiPrins.com am 20. Januar 2015 unter: http://www.nomiprins.com/thoughts/2015/1/20/the-2015-financial-meltdown-more.html.
(70) Immerhin schienen der EU die eigenen Sicherheiten Anfang 2016 nicht mehr sicher genug zu sein: „Die EU-Kommission will, dass Staatsanleihen nicht mehr als risikofreie Anlagen für Banken eingestuft werden“, hieß es. Das bedeutet, dass Banken die gehaltenen Staatsanleihen künftig mit Eigenkapital absichern müssten. Vgl. Silke Wettach: “EU-Kommission – Staatsanleihen sollen für Banken nicht mehr als risikofrei gelten“, veröffentlicht von Die Wirtschaftswoche am 4. Februar 2016 unter: http://www.wiwo.de/politik/europa/eu-kommission-staatsanleihen-sollen-fuer-banken-nicht-mehr-als-risikofrei-gelten/12920570.html.
(71) Vgl. Marshall Auerback: “When is a Bubble a Bubble?”, veröffentlicht von Institute for New Economic Thinking am 11. Januar 2014 unter: http://ineteconomics.org/ideas-papers/blog/when-is-a-bubble-a-bubble.
(72) Vgl. ebd.
(73) Lars Schall: „Geld ist Macht (Money Talks)“, Interview mit Norbert Häring, veröffentlicht auf Lars Schall.com am 18.April 2013 unter: http://www.larsschall.com/2013/04/18/geld-ist-macht-money-talks/. Auffällig ist beispielsweise, dass die durchschnittliche Kreditwürdigkeit jener Firmen, die im US-Börsenindex S&P 500 verzeichnet sind, laut Angaben von Standard & Poor’s Anfang 2016 auf das niedrigste Niveau seit 15 Jahren gesunken war. Noch tiefer mithin, als während der Großen Rezession. Die S&P 500-Unternehmen nutzten die Phase des billigen Gelds in den USA vor allem, um mit geborgten Finanzmitteln ihre eigenen Aktien zurückzukaufen, so dass der Aktienpreis und die Rentabilität stiegen. Für das erste Quartal 2016 wurde erwartet, dass die S&P 500-Unternehmen 165 Milliarden US-Dollar in den Kauf von eigenen Aktien stecken würden – was nahezu dem diesbezüglichen Rekord entsprechen sollte, der 2007 aufgestellt worden war. Vgl. Chris Tomlinson: “Cheap money leads to bad debts in U.S.“, veröffentlicht von Houston Chronicle am 28. März 2016 unter: http://www.houstonchronicle.com/business/outside-the-boardroom/article/Cheap-money-leads-to-bad-debts-7212762.php.