Im April gab es Friedenslösung für Ukrainekrieg

Ein Artikel im CFR-Magazin Foreign Affairs legt nahe, dass sich russische und ukrainische Unterhändler im April 2022 auf die Umrisse einer Friedenslösung geeinigt hatten.

Von Lars Schall

Im CFR-Magazin Foreign Affairs, welches in New York, New York entsteht, lesen wir aktuell:

„Nach Angaben mehrerer ehemaliger hochrangiger US-Beamter, mit denen wir sprachen, schienen sich russische und ukrainische Unterhändler im April 2022 vorläufig auf die Umrisse einer ausgehandelten Zwischenlösung geeinigt zu haben: Russland würde sich auf seine Position vom 23. Februar zurückziehen, als es einen Teil der Donbass-Region und die gesamte Krim kontrollierte, und im Gegenzug würde die Ukraine versprechen, keine NATO-Mitgliedschaft anzustreben und stattdessen Sicherheitsgarantien von einer Reihe von Ländern zu erhalten.“ (1)

Was passierte dann? Darüber verliert der Artikel kein Wort.

Gehen wir also auf eine andere Webseite, wo wir lesen: „Did Boris Johnson help stop a peace deal in Ukraine?

Dort heißt es:

„Die Nachricht verdeutlicht die Auswirkungen der Bemühungen des ehemaligen britischen Premierministers Boris Johnson, die Verhandlungen zu stoppen, wie der Journalist Branko Marcetic auf Twitter bemerkte. Die Entscheidung, das Abkommen zu vereiteln, fiel mit Johnsons Besuch in Kiew im April zusammen, bei dem er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Zelenskij aufgefordert haben soll, die Gespräche mit Russland aus zwei wesentlichen Gründen abzubrechen: Mit Putin lässt sich nicht verhandeln, und der Westen ist noch nicht bereit, den Krieg zu beenden.“

Dieser Informationssplitter passt ins Bild, welches Ende März 2022 bei Bloomberg gezeichnet wurde:

„(D)ie Biden-Regierung ‚will der Ukraine helfen, Russland in einen Sumpf zu ziehen, ohne einen breiteren Konflikt anzuzetteln‘ … Ich schließe daraus, dass die USA beabsichtigen, diesen Krieg in Gang zu halten. … Ich gehe davon aus, dass hochrangige britische Persönlichkeiten in ähnlicher Weise sprechen. Man glaubt, dass ‚die erste Option Großbritanniens darin besteht, den Konflikt auszuweiten und damit Putin ausbluten zu lassen‘. Immer wieder höre ich solche Formulierungen. Das erklärt unter anderem das Fehlen jeglicher diplomatischer Bemühungen der USA, einen Waffenstillstand zu erreichen.“ (2)

Nachtrag Febr. 2023: Die letztzitierte Einschätzung wurde nachträglich gestützt durch Äußerungen des israelischen Ex-Premiers Naftali Bennett, die im Februar 2023 publik wurden – siehe West thwarted peace deal bzw. hier. (3) Im Frühjahr 2023 erschien des Weiteren ein Report der Rand Corporation, (“Avoiding a long war: U.S. policy and the trajectory of the Russia-Ukraine conflict„), in dem vorgebracht wurde, wie es in der Washington Post hieß: „(J)e länger sich der Krieg hinziehe, desto wahrscheinlicher werde das Risiko einer Eskalation, die Russland in einen direkten Konflikt mit der NATO stürzen und möglicherweise den Einsatz von Atomwaffen durch den Kreml auf dem Schlachtfeld zur Folge haben könnte. Anstatt zuzulassen, dass sich der Krieg immer weiter ausdehnt, sollten die westlichen Mächte mehr tun, um die Kriegsparteien zu Gesprächen zu drängen, riet er.“ (4)

Quellen:

(1) https://www.foreignaffairs.com/russian-federation/world-putin-wants-fiona-hill-angela-stent

(2) https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2022-03-22/niall-ferguson-putin-and-biden-misunderstand-history-in-ukraine-war?sref=qD0EKJAt

(3) Im Zusammenhang mit dem Scheitern der Friedensverhandlungen, die eigentlich am 29. März 2022 in Istanbul in einem Abkommen münden sollten, siehe auch den Abschnitt „Die NATO und das Ende einer Verhandlungslösung“ bzgl. des NATO-Sondergipfels am 23. März 2022 in Michael von der Schulenburg: Es geht darum, den Frieden zu gewinnen – nicht den Krieg. Makroskop, 11. Oktober 2022; https://makroskop.eu/35-2022/es-geht-darum-den-frieden-zu-gewinnen-nicht-den-krieg/

(4) https://www.washingtonpost.com/world/2023/02/01/ukraine-avoid-long-war-rand-talks-argument/

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