Bis zum August 1971 war es Zentralbanken möglich, bei den Vereinigten Staaten von Amerika Dollarreserven gegen Gold einzutauschen. So sah es das Abkommen vor, welches am Ende des Zweiten Weltkriegs in Bretton Woods, New Hampshire, USA ausgehandelt worden war und am 17. Dezember 1945 in Kraft trat.
Von Lars Schall
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Bretton Woods, das Gold und der Petrodollar
- Der Niedergang des Systems von Bretton Woods
Bis zum August 1971 war es Zentralbanken möglich, bei den Vereinigten Staaten von Amerika Dollarreserven gegen Gold einzutauschen. So sah es das Abkommen vor, welches am Ende des Zweiten Weltkriegs in Bretton Woods, New Hampshire, USA ausgehandelt worden war und am 17. Dezember 1945 in Kraft trat.
Der Führungsanspruch, den sich die USA zuvor militärisch erworben hatten, wurde durch das internationale Festkurssystem flankiert, das fortan den US-Dollar als Leitwährung mehr denn je in den Fokus des weltweiten Finanzsystems rückte.
Grundlage hierfür war die Verpflichtung der Federal Reserve und des US-Schatzamtes, den Dollar international an einen Goldstandard zu binden, was hieß, dass die amerikanische Währung – partiell – durch Gold gedeckt war.
Fortan war das Finanzministerium, der Treuhänder des Goldhortes, angewiesen, das Gold anderer Zentralbanken zu einem Wert von 35 Dollar pro Feinunze anzukaufen bzw. Gold zum besagten Preis an diese Zentralbanken zu verkaufen.
Die anderen beteiligten Industrienationen fixierten ihren Wechselkurs an den Dollar, womit ihre Währungen ebenfalls an den Goldstandard gebunden waren.
Für die USA, die während des Zweiten Weltkriegs – wie schon im Laufe des Ersten Weltkriegs – beträchtliche Goldbestände aus aller Herren Länder angezogen hatten, bedeutete das einen gewaltigen Vorteil:
Indem andere Nationen zum Beispiel zukünftige Außenhandelsdefizite in einer Fremdwährung ausgleichen mussten, waren sie befähigt, etwaige Gläubiger in Dollar zu bezahlen, die diese bei sich behielten.
Die institutionalisierte Zuständigkeit für die Gelder des Westens fiel insbesondere drei supranationalen Finanzentitäten zu: der 1930 gegründeten, in der Schweiz ansässigen Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sowie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington DC, welche in Bretton Woods eingerichtet worden waren. (1)
Beide Gründungen gingen aus Überlegungen hervor, die im Zuge der War Peace Studies vom Council on Foreign Relations (CFR) und dem US-Außenministerium während des Zweiten Weltkriegs angestellt wurden.
Das Bretton-Wood-System eines indirekten Devisen-Goldstandards, zu dem die USA die größten Goldreserven der Welt beisteuerten, funktionierte nur so lange, wie es die beteiligten Staaten de facto unterließen, Dollar in Gold umzutauschen.
Während der 1950er und 60er-Jahre bauten die USA jedoch immer größere Außenhandelsbilanzdefizite auf.
Resultat war, dass zunehmend Gold aus den USA abfloss, wie es dem Goldstandard-Mechanismus entsprach:
Wenn nämlich ein Land eine negative Zahlungsbilanz aufwies, da es mehr importiert als exportiert hatte, wurde dieses Ungleichgewicht dadurch korrigiert, dass es zwischen den betreffenden Ländern zum Transfer von Goldreserven kam.
Diese Entwicklung ging einher mit einem zunehmendem Kapitalexport von den USA nach Europa, wo der industrielle Wiederaufbau und die niedrigeren Lohnkosten größere Profite versprachen.
Der Dollar-Abfluss begünstigte indes die Abschmelze der Goldbestände. Mit der Rezession im Jahr 1958 verloren die Vereinigten Staaten allein 2000 Tonnen Gold ans Ausland – der größte je verzeichnete Verlust in der Geschichte.
Als zu Anfang der 1960er Jahre John F. Kennedy Präsident der USA wurde, konnte der Trend gestoppt werden, wie wir einem kürzlich erschienen Buch entnehmen können, „Die Politik des tiefen Staats der USA – Teil 1“ von Peter Dale Scott. Dort lesen wir:
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„Ende 1963, während sich wegen seiner Vietnam-Politik Sturmwolken zusammenbrauten, schien Kennedy mit seinen allgemeinen Bemühungen, die Staatsausgaben und die Zahlungsbilanz zu stabilisieren, erfolgreich zu sein, um seine wichtigste Wirtschaftsreform, eine Steuersenkung zur Stärkung der heimischen Wirtschaft, zu verwirklichen. Eine Steuersenkung war auch das von ihm beabsichtigte Heilmittel für die Zahlungsbilanzkrise, da sie sowohl amerikanisches als auch internationales Kapital ermutigen würde, in den stimulierten Markt der Vereinigten Staaten, statt in Übersee zu investieren. Doch auch ohne diese Maßnahme konnten die Vereinigten Staaten eine Woche vor der Ermordung Kennedys verkünden, dass es dreizehn Wochen in Folge keine Goldverluste gegeben hatte, ,wahrscheinlich die längste stabile Periode in der Geschichte der Vereinigten Staaten‘.“ (2)
Als Kennedy im November 1963 umgebracht worden war und sein Nachfolger Lyndon B. Johnson den Krieg in Vietnam eskalierte, erwies sich letzteres für die US-Wirtschaft keineswegs als Konjunkturbelebung.
Im Gegenteil, zuerst bremste der Krieg den Boom, der seit 1963 eingesetzt hatte, nachhaltig aus und führte dann sukzessive zu einer schlechteren Außenhandelsbilanz und einer erhöhten Staatsverschuldung, die in der Aufhebung des Goldstandards mündete, was den weiteren Verfall des Dollars einleitete.
Der US-Dollar verlor „die Gloriole, Maßstab jeder anderen Valuta zu sein“, wie der Spiegel am 8. April 1968 schrieb, da die USA der Eintauschverpflichtung Gold für Dollar „praktisch … schon seit Jahren nicht mehr nachkommen“ konnten. (3)
Der Schuldsumme stand nur ein Bruchteil an vorrätigem Gold gegenüber.
- London Gold Pool
Zum Schutz des Systems hatten die zehn führenden Zentralbanken-Mitglieder der BIZ inzwischen begonnen, den „London Gold Pool“ zu bilden.
Der Mechanismus dahinter: Die Zentralbanken belieferten die Bank von England mit Teilen ihrer Goldbestände, damit diese das Gold auf den Markt warf, um so Einfluss auf die Goldpreisfindung in London zu nehmen.
Zudem erhielten die USA eine Art von Hilfe aus Westdeutschland, zur damaligen Zeit der größte Besitzer von Dollarbeständen.
Am 30. März 1967 setzte Bundesbankpräsident Karl Blessing einen Brief an William M. Martin auf, den Vorstandsvorsitzenden des Federal Reserve Systems der USA.
Deutschland, so schrieb er, habe schon seit einigen Jahren keine Dollar mehr in Gold umgetauscht.
Dadurch beabsichtige die Bundesbank zur „internationalen monetären Kooperation beizutragen und störende Effekte für die Devisen- und Goldmärkte zu vermeiden“. (4) Diese Politik wolle man fortsetzen.
Was hatte das zu bedeuten? Dimitri Speck, Autor des Buches „Geheime Goldpolitik“, mit dessen Unterstützung ich den Blessing-Brief in der Präsidentenbibliothek von Lyndon B. Johnson ausfindig machen und veröffentlichen konnte, schildert die Hintergründe:
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„Die Amerikaner und Briten drohten 1967, wegen der Kosten ihre Stationierungen in Westdeutschland zu reduzieren. Wegen des Kalten Krieges wollten die Deutschen eine Reduktion vermeiden, ohne allerdings selbst mehr zu zahlen. Teil des Abkommens war dann der Blessing-Brief, der den Verzicht auf Konvertierungen von Dollar in Gold bekräftigte. Deutschland hat sich also (wie andere Länder) Sicherheit gekauft, indem es Dollarforderungen als Devisenreserven anhäufte. Zwar wurde die Verpflichtung zum Goldeintausch dann erst 1971 endgültig aufgekündigt. Der Blessing-Brief bekräftigte aber formal den Verzicht des größten Dollarhalters, Deutschlands, auf Konvertierungen von Dollars in Gold. Der Brief war somit ein wesentlicher Schritt zum weltweiten Dollarstandard, was die Berater der US-Regierung bereits erkannten und in internen Papieren auch so benannten.“ (5)
Aus England kam dagegen Ungemach: Als die Bank of England im November 1967 entgegen amerikanischer Wünsche die zweitwichtigste Reservewährung der Welt, den Pfund Sterling, um mehr als 10 Prozent abwertete, führte dies zu einem regelrechten Run aufs Gold.
Vier Monate später, am 17. März 1968, kollabierte der London Gold Pool. Wenige Tage darauf einigten sich die führenden Notenbanken auf ein Abkommen, das den offiziellen vom privaten Goldmarkt trennte, will heißen:
Zwischen den Zentralbanken wurde der Handel zum Festpreis von je 35 US-Dollar pro Feinunze beibehalten, während sich der Goldpreis auf dem privaten Markt frei gestalten durfte. Nachdem der Goldbarrenmarkt in London für zwei Woche hatte schließen müssen, konnte er am 1. April 1968 wiedereröffnen.
Der Abfluss von Gold aus den USA ging ungezügelt weiter, und je mehr Gold abfloss, desto lauter wurden die Zweifel an der Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten.
Unter Richard Nixon bzw. den Fed-Vorsitzenden Arthur Burns kam es zu einer beträchtlichen Erhöhung der Geldmenge.
Darauf antwortete die Bundesrepublik Deutschland mit einer klaren Ansage, indem sie den Wechselkurs der D-Mark ab Mai 1971 freigab.
Im August folgte die Schweiz diesem Beispiel. Als dann auch noch der englische Botschafter in Washington vorstellig wurde, um Dollarnoten im Wert von 3 Milliarden US-Dollar gegen Gold einzutauschen, was einer Tranche von 2600 Tonnen entsprochen hätte, (6) fanden geheime, hochrangig besetzte Krisensitzungen statt, in deren Folge Nixon dem Paritätensystem von Bretton Woods am 15. August 1971 ein Ende bereitete, als er die Eintauschpflicht der USA ein für alle Mal aufkündigte. (7)
Durch die Entledigung der Anbindung des Dollar zum Gold befreite sich die US-Regierung kurzfristig der Sorgen, ließ den Dollar dafür aber als Leit- und Reservewährung der Welt geraume Zeit erheblich unter Druck geraten.
Gewonnen hatte sie die Freiheit, fortan bedingungslos die Geldmenge erhöhen zu können. Im Grunde bedeutete das Schließen des „Goldfensters“ aber das Eingeständnis der Zahlungsunfähigkeit:
Mit der Aufkündigung des Bretton-Woods-Systems hatte Nixon nichts anderes als die Insolvenz der Vereinigten Staaten von Amerika erklärt.
- Das Petrodollar-System
Nachdem der Dollar – nicht mehr von Gold gedeckt – zu reinem Papiergeld wurde, nahm seine Talfahrt an Geschwindigkeit zu.
In Zahlen ausgedrückt, verlor er „seit dem Ende des Goldstandards gegenüber dem Gold erstaunliche 90 Prozent seines Werts … Relativ zu den Lebenserhaltungskosten verlor er 70 Prozent“ (8) (Stand: 2003). Analog dazu stiegen die Staatsschulden: zwischen 1900 und 1970 von 2 Mrd. auf 400 Mrd. Dollar, 250 Mrd. dienten zur Bezahlung zweier Weltkriege. „Der sogenannte Friedenszeit-Schuldenanstieg betrug somit nur $ 150 Mrd. Seit 1970 stieg die US-Staatsschuld [bis 2003] von $ 400 Mrd. auf $ 6400 Mrd. an, d. h. der größte Teil des Anstiegs der US-Schulden (97,5 %) ist seit 1970 entstanden.“ (9)
Um sich diesen Irrwitz erlauben zu können, brauchte es einen Hebel, der die übrige Welt zwang, eine Insolvenz der USA künstlich in die Zukunft zu verschieben.
Dieser Hebel war der Petrodollar; er sollte die Leitwährungsfunktion des Dollar wiederherstellen.
Nach geheimen Vereinbarungen mit Saudi-Arabien stützte stattdessen nun der „Petrodollar“ die amerikanische Währung:
Erstens sicherte das Königshaus den USA zu, in den der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) angeschlossenen Staaten dafür zu sorgen, dass ausschließlich Dollars für den Verkauf von Öl akzeptiert wurde.
Das war insofern wichtig, als Saudi-Arabien hier eine Führerrolle einnimmt.
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„Es ist das einzige Mitglied des OPEC-Kartells, das kein festgelegtes Produktionssoll hat. Es ist der ,Swing Producer‘, das heißt, es kann die Ölproduktion steigern oder verringern, um auf dem weltweiten Ölmarkt Ebbe oder Flut zu erzeugen. Dadurch ist es mehr oder weniger in der Lage, die Preise zu bestimmen.“ (10)
Zweitens handelte US-Finanzminister William Simon 1974 einen Vertrag aus.
Durch diesen Vertrag konnte die saudische Zentralbank eingenommene Devisen zum Erwerb von US-Schatzbriefen „außerhalb der normalen Auktion“ verwenden, also zu besonderen Vorzugskonditionen, durch die ein „permanenter saudischer Anteil an der Gesundheit des US-Dollars“ garantiert war. (11)
Mit dieser Übereinkunft wurde das „Petro-Dollar-Recycling“ etabliert:
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„Im Laufe dieses Jahres erwarb die saudische Regierung mithilfe ihres Ölüberschusses im Geheimen US-Staatsanleihen im Wert von 2,5 Milliarden Dollar, und einige Jahre später traf Finanzminister Blumenthal mit den Saudis eine geheime Vereinbarung, die sicherstellte, dass die OPEC auch in Zukunft den Ölpreis ausschließlich in Dollar festsetzte.“ (12)
Nach der Übereinkunft von 1974 befanden sich anschließend „mehr als 70 Prozent aller saudischen Vermögenswerte auf einem Konto der New Yorker Fed“. (13)
Rund 60 Prozent aller Auslandsinvestitionen Saudi-Arabiens sind in den USA lokalisiert, so der Stand im Jahre 2003, als der Irakkrieg begann. (14)
Dazu zählen Beteiligungen an einigen der wichtigsten Banken und Firmen. (15)
Weitere Gegenleistungen waren umfangreiche Waffenlieferungen und Sicherheitsgarantien für die saudische autokratische Machtstruktur, verkörpert durch das Königshaus Saud.
Das ergibt „durchaus Sinn“, schreibt Edward Harrison, denn:
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„Einige wenige Menschen in extremen Reichtum zu halten bedeutete einen weit niedrigeren Ölpreis für den Westen, als dies unter demokratischer Herrschaft der Fall gewesen wäre.“ (16)
Aus der im Alleingang geschaffenen Tatsache, dass OPEC-Öl die kommenden Jahrzehnte einzig und allein in US-Dollar fakturiert wurde, zogen die USA immensen Nutzen.
Denn durch das Petrodollar-System kam die US-Regierung, wie David E. Spiro schreibt,
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„…in den Genuss eines doppelten Darlehens. Der erste Teil … betraf das Öl. Die Regierung konnte Dollar drucken, um Öl zu bezahlen, und die amerikanische Wirtschaft musste keinerlei Güter und Dienstleistungen im Austausch für das Öl bereitstellen, bis die OPEC die Dollar benutzte, um Güter und Dienstleistungen zu kaufen. Diese Strategie hätte offensichtlich nicht funktionieren können, wenn der Dollar kein Tauschmittel für Öl gewesen wäre. Der zweite Teil des Darlehens kam von sämtlichen anderen Volkswirtschaften, die ihr Öl in Dollar bezahlen mussten, die Währung aber nicht drucken konnten. Diese Volkswirtschaften waren gezwungen, ihre Güter und Dienstleistungen gegen Dollars einzutauschen, um die OPEC bezahlen zu können. Wiederum erhielten die USA ein Darlehen, solange die OPEC die Dollar behielt, anstatt sie auszugeben. Deshalb war es wichtig, das Öl der OPEC weiter in Dollar zu handeln, während zur gleichen Zeit Regierungsbeamte damit fortfuhren, arabische Finanzmittel anzuwerben.“ (17)
Das heißt: Alle Länder, die auf Ölimporte angewiesen sind, müssen seither, ob sie wollen oder nicht, zusehen, möglichst viele zusätzliche Exportwaren in US-Dollar zu verkaufen, um genügend Ölnachschub dafür beziehen zu können.
Die USA, die den Dollar kontrollieren und mehr und minder beliebig in Umlauf bringen, sind ihrerseits gezwungen, Handelsdefizite aufzubauen:
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„Da der Großteil des Handels in der Welt in Dollar denominiert ist und Öl in Dollar gehandelt wurde, musste der Rest der Welt Handelsüberschüsse mit den USA erzielen, um an Dollar zu kommen. Daher waren unsere Handelsdefizite Ausdruck einer hohen Nachfrage nach Dollar.“ (18)
Unterm Strich halten die Vereinigten Staaten den Schlüssel zur globalen Geldschöpfung in der Hand – das ist das zentrale Dilemma des internationalen Finanzsystems.
- Vorteile für die USA
Bis heute sind die Länder dieser Welt geradezu gezwungen, Dollarbestände zu erwirtschaften, da der wichtigste Rohstoff der Welt, das Erdöl, lediglich in Dollar fakturiert wird, sofern es von der OPEC stammt.
Kraft der von ihnen ausgeübten Währungshegemonie konnten die USA ihren eigenen Dollar eine beträchtliche Zeit…
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„…deutlich über seinen realen wirtschaftlichen Wert halten, Kapitalbilanzüberschüsse erwirtschaften und eine einseitige politische Autonomie innerhalb eines globalisierten Systems unter dem Diktat der Dollarhegemonie ausüben. Die Gründe dafür sind komplex, doch die wichtigste Einzelursache ist, dass die Preisnotierungen aller wichtigen Rohstoffe, vor allem Erdöl, auf Dollar lauten, meist als Erweiterung der Supermacht-Geopolitik. Diese Tatsache ist der Dreh- und Angelpunkt der Dollarhegemonie. Und so ermöglicht die Dollarhegemonie die US-Finanzhegemonie, die ihrerseits den Amerikanischen Exzeptionalismus und Unilateralismus möglich macht.“ (19)
In diesem Zusammenhang blieb den ausländischen Zentralbanken teilweise gar nichts anderes übrig, als den US-amerikanischen „Militärabenteuern“ der letzten Jahrzehnte den nötigen Zunder zu geben.
Mag dahinter auch Wahnsinn gesteckt haben, so besaß er doch Methode:
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Am Anfang ergossen sich „große Mengen überschüssiger Dollar in den Rest der Welt“ und etliche Zentralbanken verwendeten diese Dollar-Zuflüsse zum Erwerb von US-Staatsanleihen. Dieser Rückfluss wurde dazu verwendet, „das US-amerikanische Haushaltsdefizit zu finanzieren“. Das gab sowohl dem US-Leistungsbilanzdefizit als auch dem Defizit im Bundeshaushalt einen „militärischen Charakter“. Denn: „So seltsam es scheinen mag und so irrational es in einem logischeren System der Weltdiplomatie wäre, die ,Dollar-Schwemme‘ ist das, was Amerikas globale militärische Aufrüstung finanziert. Sie zwingt ausländische Zentralbanken dazu, die Kosten für den Ausbau von Amerikas militärischem Imperium zu tragen.“ (20)
Hierbei genießen die USA im internationalen Kapitalverkehr den horrenden Vorteil, die Dollarmengen frei schaffen zu können,
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„…jetzt, da sie nicht mehr in Gold konvertierbar sind oder für den Kauf von US-Unternehmen verwendet werden können, da Amerika die am meisten geschützteste Wirtschaft der Welt bleibt. Ihr allein ist es gestattet, ihre Landwirtschaft durch Importquoten zu schützen, nachdem sie dies in den Regeln des Welthandels vor einem halben Jahrhundert verankerte. Der Kongress weigert sich, ,Staatsfonds‘ zu erlauben, in wichtige US-Sektoren zu investieren.“ Unter dem Strich „sehen wir uns mit der Tatsache konfrontiert, dass das US-Finanzministerium ausländische Zentralbanken zur Finanzierung seiner nationalen Haushaltsdefizite bevorzugt“, welche die „Kosten für Amerikas Krieg im Nahen Osten und die Einkreisung ausländischer Staaten mit Ringen von Militärbasen“ abdecken. „Je mehr ,Kapitalabflüsse‘ US-Investoren ausgeben, um die profitabelsten Sektoren ausländischer Volkswirtschaften aufzukaufen, wo die neuen US-Eigentümer die höchsten Monopolrenten extrahieren können, desto mehr Finanzmittel enden in ausländischen Zentralbanken, um Amerikas globale militärische Aufrüstung zu unterstützen. Kein Lehrbuch über politische Theorie oder der internationalen Beziehungen hat Axiome vorgeschlagen, um zu erklären, wie Nationen in einer für sie solch ungünstigen Weise für ihre eigenen politischen, militärischen und wirtschaftlichen Interessen handeln. Doch dies ist genau das, was in der vergangenen Generation geschehen ist.“ (21)
Wenn es Sie interessiert, noch mehr zu den Hintergründen des hier Dargebrachten zu erfahren, möchte ich Ihnen zum Schluss drei Bücher empfehlen, mit denen Sie Ihr Interesse stillen können:
1.
Laurence Shoup / William Minter: “Imperial Brain Trust – The Council on Foreign Relations and United States Foreign Policy“,
in diesem Buch erfahren Sie mehr zu den War Peace Studies des Council on Foreign Relations, aus denen das System von Bretton Woods hervorging.
2.
Michael Hudson: “Finanzimperialismus – Die USA und ihre Strategie des Globalen Kapitalismus“,
hier geht es um das System von Bretton Woods, den Gold Pool und die Loslösung des Dollar vom Gold.
Sowie:
3.
David E. Spiro: “The Hidden Hand of American Hegemony – Petrodollar Recycling and International Markets”,
dort geht es um den Petrodollar, der dem System von Bretton Woods folgte.
Quellen:
(1) Die Weltbank in Washington, DC nannte sich zunächst Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD). Neben den Gründungen von Weltbank und IWF kam noch das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (General Agreement on Tariffs and Trade, GATT) hinzu, heute Bestandteil der World Trade Organization (WTO).
(2) Peter Dale Scott: Der Vietnamkrieg und das CIA-Finanz-Establishment, in Die Politik des Tiefen Staats der USA – Teil 1, BOD, 2023, S. 143. Scott zitiert aus New York Times, 13. Nov. 1963, S. 1, 47. Siehe für das Zitat ferner S. 570 dieses Dokuments hier.
(3) Vgl. Auf den Misthaufen. Der Spiegel, Nr. 15, 8. April 1968, S. 40.
(4) Zit. wie Lars Schall: Der mysteriöse Brief in Austin, Texas. LarsSchall.com, 29. Jan. 2011; http://www.larsschall.com/2011/01/29/der-mysteriose-brief-in-austin-texas/
(5) Zit. wie ebd. Das Kaufvolumen, das im Goldbereich seitens der Zentralbanken insgesamt im Jahr 1967 auftrat, sollte über ein halbes Jahrhundert lang in keinem einzigen Jahr mehr erreicht werden. Vgl. David Reid: Central bank gold buying hits highest level in half a century. CNBC, 31. Jan. 2019; https://www.cnbc.com/2019/01/31/world-gold-council-central-banks-buy-most-gold-since-1967-.html
(6) Vgl. William R. Clark: Petrodollar Warfare, S. 19 f.
(7) Zum Geheimtreffen in Mantoloking siehe Ferdinand Lips/Jacques Trachsler: Geld, Gold und die Wahrheit, S. 12-14, 16-17. Zum Geheimtreffen in Camp David siehe John Butler: The Golden Revolution, S. 13.
(8) James Turk/John Rubino: Der Kollaps des Dollars – Der Untergang einer Weltwährung, S. 88.
(9) Ferdinand Lips: Die Goldverschwörung, S. 184.
(10) Sohan Sharma/Sue Tracy/Surinder Kumar: The Invasion of Iraq: Dollar vs Euro. Redenominating Iraqi oil in U. S. dollars, instead of the euro. Z Magazine, Februar 2004; www.thirdworldtraveler.com/Iraq/Iraq_dollar_vs_euro.html
(11) David E. Spiro: The Hidden Hand of American Hegemony, S. X und 102-112, sowie Peter Dale Scott: Drugs, Oil, And War, S. 41.
(12) Clark: Petrodollar Warfare, S. 20 f.
(14) Vgl. Tanya C. Hsu: The United States must not neglect Saudi Arabian investment. Saudi-American Forum, SAF Essay Nr. 22, 23. Sept. 2003; www.saudi-american-forum.org/Newsletters/SAF_Essay_22.pdf.
(15) Michael C. Ruppert: Crossing the Rubicon, S. 144 f.
(16) Edward Harrison: Von Hungerrevolten, Peak Oil und militärischer Gewalt; www.larsschall.com/2011/04/01/von-hungerrevolten-peak-oil-und-militarischer-gewalt/
(17) Spiro: The Hidden Hand of American Hegemony, S. 121 f.
(18) Mike Norman: Sanctions Will Destroy the Dollar. Real Money, 8. August 2017: http://realmoney.thestreet.com/articles/08/08/2017/sanctions-will-destroy-dollar
(19) Henry C. K. Liu: China vs the almighty dollar. Asia Times Online, 23. Juli 2002; http://www.atimes.com/atimes/China/DG23Ad04.html. Ein Detail, aus dem hervorgeht, dass die USA den tiefsten Kapitalmarkt der Welt haben: der Dollar-Bond-Markt ist sieben Mal so groß als alle anderen Bond-Märkte zusammen. “That means that the Americans had a great deal of capital market cloud, and that is going to remain just because of the sheer size.” Vgl. Lars Schall: Being an old Boy Scout I say ’To be prepared is always a useful thing’, Interview mit Enzio von Pfeil, GoldSwitzerland, 26. Juni 2016; https://goldswitzerland.com/dr-enzio-von-pfeil-old-boy-scouts-are-always-prepared/ Der Ökonom von Pfeil bezieht sich auf Angaben aus seinem Buch Trade Myths – Globalization and the Trade Balance Fallacy, Inkstone Books, 2008.
(20) Michael Hudson: Amerikas militärische Expansion wird durch ausländische Zentralbanken finanziert. LarsSchall.com, 13. Februar 2013; http://www.larsschall.com/2013/02/13/amerikas-militarische-expansion-wird-durch-auslandische-zentralbanken-finanziert/.